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1. Mittelalter - S. 78

1911 - Kempten : Kösel
78 Genserich, der Vandalenknig. Schlacht, aber doch zog er es vor sich durch Diplomatie Bundesgenossen zu gewinnen und andere fr sich arbeiten zu lassen. Die Hrten fehlten seinem Charakter nicht: grausam und habgierig, voll ungezgelter Wildheit und Selbstsucht, verleugnete er nie den rauhen Barbaren, der sich seines Gegensatzes zum klassisch gebildeten Rmer bewut war und sich in seiner frischen Kraft etwas Besseres dnkte als das krperlich verweichlichte Volk der Romanen. Doch seine eigentliche Begabung zeigte er bei der Einrichtung des Staatswesens: er war ein Organisationstalent ersten Ranges und in vieler Hinsicht seiner ganzen Zeit voraus. Er regelte und ordnete Verhltnisse, deren Nichtbercksichtigung in andern Reichen schwere Verwicklungen geschaffen hat. Da er sich zur katholischen Kirche mit vollem Bewutsein feindlich stellte, so war ihm die Geschichtschreibung der Zeitgenossen nicht gnstig; sie hat die Hrten dieses aus einem Gu geformten Charakters einseitig bertrieben und ins Abstoende gesteigert; nur als Despot, Zerstrer und Barbar lebt er in der gewhnlichen Geschichts-auffasiung fort, obwohl er unter den Germanenfrsten des fnften Jahrhunderts weitaus der genialste gewesen ist. Genserich erkannte, da es den Vandalen so wenig mglich sein werde sich in Spanien zu behaupten wie einst den Westgoten in Italien, wenn sie nicht Afrika bezwungen: wornach zwanzig Jahre vorher schon Alarich gestrebt, das nahm jetzt der Vandalenherrscher wieder auf. Sehr geschickt bentzte er die Gegenstze in der rmischen Welt. Am Hofe von Ravenna war der leitende Staatsmann Aetius x), der um seine Stellung zu befestigen vor keinen Intrigen zurckscheute. So hat er den Statthalter von Afrika, Bonifatius, bei der Regentin Galla Placidia zu verdchtigen gewut; als sich dann dieser weigerte an den Hof zu kommen um sich zu verantworten, schritt man mit Waffengewalt gegen ihn ein. Den Augenblick, in dem so die Widerstandsfhigkeit der rmischen Macht in Afrika gelhmt war, verwertete Genserich: im Jahre 429 setzte er mit seinem Volke nach Afrika der. *) Aetius, in Msien als der Sohn eines rmischen Reiteranfhrers geboren, trat frh in die kaiserliche Leibwache ein und stieg rasch von Stufe zu Stufe. Nach Waffen-erfolgen der die Westgoten und Franken erhielt er im Jahre 429 die Wrde des magister utriusque militiae und wurde der Leiter der westrmischen Politik. Als unter der Regierung des Kaisers Valentinian Iii. dessen Mutter, die Regentin Placidia, den bermchtigen Mann durch Bonifatius, den comes Africae, ersetzen wollte, nabm er gegen die Kaiserin-Mutter die Hilfe der Hunnen in Anspruch. Nach der Niederlage und dem Tode des Bonifatius erzwang Aetius die erneute Anerkennung zum Heermeister und zum patricius. In den folgenden Jahren verteidigte er mit Erfolg die zusammenbrechende Herrschaft Roms gegen die Burgundionen und Westgoten. Seine glorreichste Tat war der Sieg, den er im I. 451 in Gemeinschaft mit den Westgoten auf den Katalaunischen Feldern der Attila gewann. Im Jahre 454 wurde Aetius von den Hflingen bei Kaiser Valentinian verdchtigt und von diesem eigenhndig ermordet.
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