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1. Mittelalter - S. 363

1911 - Kempten : Kösel
Der Kinderkreuzzug, 363 von Frankreich jugendliche Kreuzprediger auf, welche das von Stephan begonnene Werk mit nicht geringem Erfolge frderten. Alle franzsischen Jnglinge aber, welche das Kreuz nahmen, betrachteten den jungen Kreuzprediger von Vendome als ihren Herrn und Meister und waren fest berzeugt, da sie unter seiner Anfhrung die glnzendsten Siege der die Sarazenen erringen wrden; sie verehrten ihn sogar als einen Heiligen und derjenige pries sich glcklich, dem es gelang einige Fden des Gewandes, das der schwrmerische Knabe trug, sich zu verschaffen. Die Schwrmerei, welche die franzsischen Knaben ergriffen hatte, verbreitete sich auch zu der Jugend in Burgund und Deutschland und vornehmlich in den Nheinlanden bezeichneten sich mit dem Kreuze viele Knaben und nicht nur die Shne geringer Leute sondern auch aus edlen Geschlechtern, indem sie ver-sicherten, da es ihnen von Gott selbst befohlen worden sei nach Jerusalem zu ziehen und das Heilige Land zu retten. Sehr bald freilich mischten sich unter die schwrmerischen Knaben ruchlose und boshafte Menschen, welche die Unersahrenheit der jugendlichen Kreuzfahrer bentzten und ihnen das raubten oder entwandten, was die Mildttigkeit frommer Christen denselben gespendet hatte. Die franzsischen und deutschen Pilgerknaben vereinigten sich nicht auf ihrer Wallfahrt, sondern whlten verschiedene Wege. Mehrere tausend deutscher Knaben und Mdchen, mit langen Pilgerrcken bekleidet, welche mit Kreuzen bezeichnet waren, und Pilgerstbe und Pilgertaschen tragend, begaben sich unter Anfhrung eines Knaben mit Namen Nikolaus auf den Weg nach Italien. Aber noch ehe sie die Alpen erreichten, kamen ihrer viele in Wldern und Einden durch Hunger, Durst und Hitze um; andere fielen jenfett der Alpen in die Hnde lombardischer Ruber und kamen nackt und blo in ihre Heimat zurck. Eine groe Zahl von solchen irre geleiteten, zum Teil zwlfjhrigen Kindern, welchen auch viele erwachsene Pilger, Männer und Weiber, sich an-geschlossen hatten, erreichte jedoch im Monat August des Jahres 1212 die Stadt Genua, wo ihre Erscheinung nicht nur groes Aufsehen sondern sogar Besorgnisse erregte. Denn da die Genuesen in dem damaligen Streite des Kaisers Otto mit dem Papste Innocenz die Partei des rmischen Stuhls genommen hatten, so erweckte eine so wunderbare und befremdende Erscheinung den Verdacht feindseliger und arglistiger Absichten. Auch frchtete der hohe Rat von Genua, da Mangel an Lebensmitteln eintreten mchte, wenn einer solchen Menge der Aufenthalt gestattet wrde. Diese Menge konnte aber eher Mitleiden als Besorgnisse erwecken; denn die Pilgerknaben waren ohne Geld und Waffen und hegten den einfltigen Wahn, da Gott durch ein unerhrtes Wunder das Meer wrde austrocknen lassen, damit sie ohne Hindernis nach Jerusalem gelangen knnten.
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