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1. Altertum - S. 345

1909 - Kempten : Kösel
Die Erziehung des. jngeren Scipio. 345 Drei Eigenschaften waren es, die er bei Scipio, anknpfend an die in dem Jngling schlummernden Triebe, zu voller Blte entwickelte: Tapferkeit, Ent-haltfamkeit in sinnlichen Genssen und Hochherzigkeit in Geldsachen. Persnliche Tapferkeit war in Rom noch mehr als in jedem andern Staate das erste Erfordernis fr einen Mann, der nach der Anerkennung seiner Mitbrger strebte. Ein vorzgliches Mittel die Krperkrfte zu sthlen, Unerschrockenheit und Kaltbltigkeit in Gefahr sich anzueignen erkannte Polybios in der Jagd. Gerade diese aber liebte sein junger Freund leidenschaftlich und Polybios wurde nun sein eifriger Jagdgenosse. Wenn andere junge Männer sich um Prozesse bemhten und sich auf dem Forum dem Volke bekannt zu machen suchten, ging Scipio auf die Jagd; seine Jagdabenteuer und Heldentaten wurden aber doch bald in der Stadt ebenfalls besprochen. Wie sich Scipio auf diese Weise eine wunderbare Geschmeidigkeit und Strke des Krpers aneignete, so war die voll-kommene Gesundheit seines Leibes und seines Geistes auch eine Folge der Enthaltsamkeit von sinnlichen Genssen, die ihm Polybios vor allem anempfahl und die zuerst an ihm bemerkt wurde. Es war ihm allerdings in Rom leicht gemacht dadurch aufzufallen. Die allgemeine Wohlhabenheit war nach Eroberung des mazedonischen Reiches sichtlich gestiegen und hatte zusammen mit dem Gefhle der Sicherheit vor auswrtigen Feinden einen Luxus und einen Hang zu Aus-schweisungen unter den jungen Leuten erzeugt, der ins Malose ging. Die hellenische Leichtlebigkeit und Leichtfertigkeit hatte nur zu schnell Eingang gefunden. Die jungen Leute vergeudeten Kraft und Geld in leichtfertiger Gesellschaft, in Schmausereien und Trinkgelagen. Scipio hielt sich fern; das kostbare Gut der Gesundheit und Kraft, dessen er sich erfreute, lie ihn gern auf solche Gensse verzichten. Unter dem Einflsse seines Beraters war sein Streben vielmehr auf die schne Harmonie eines in sich geschlossenen Charakters gerichtet. Und in einem Zeitraum von vielleicht fnf Jahren war der Ruf seiner Zchtigkeit und Enthaltsamkeit volkstmlich geworden. Eine noch grere Ausnahme von der Regel bildete er durch seine Uneigenntzigst und Hochherzigkeit in Geldsachen. Er tat hier vieles, was in Rom geradezu unerhrt war. Als er z. B. die Mutter seines Adoptivvaters beerbte, gab er den ganzen Prunk der reichen Matrone, den sie bei feierlichen Aufzgen zu entfalten pflegte: ihren prchtigen Wagen samt dem Maultiergespann, die goldenen und silbernen Opfergerte und Trinkgefe, die Menge der begleitenden Diener und Dienerinnen und den ganzen Schmuck das alles gab er seiner vom Vater geschiedenen Mutter Papiria, die im Verhltnis zu dem Glnze ihres Geschlechtes recht ein-geschrnkt leben mute. So sah Polybios das Werk seiner Erziehung mit dem schnsten Erfolge gekrnt und lebte fortan mit Scipio 40 Jahre lang in nie gestrter Freundschaft.
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