1909 -
Kempten
: Kösel
- Autor: Förderreuther, Max, Würth, Friedrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
Die Catilinarische Verschwrung.
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44. Die ecifilincirifche Verfchwrung.
Sallust, Die Verschwrung Catilinas i).
In einer so groen und verdorbenen Stadt hatte es Catilina sehr leicht alle mglichen Schandbuben und Bsewichter in ganzen Scharen, wie eine Leib-wache, um sich zu sammeln 2). Alle, die groe Schulden gemacht hatten, ferner von allen Gegenden her alle Mrder und Tempelruber, Menschen, die vor Gericht schon berfhrt waren oder um ihrer Vergehen willen den Richter frchteten, dazu Leute, die sich mit Faust oder Zunge, durch Meineid oder Brgerblut ihren Unterhalt erwarben, kurz alle, denen Schandtaten, Armut und bses Gewissen keine Ruhe lieen die waren in Catilinas Umgebung und seine Vertrauten.
Catilinas verruchter, mit Gttern und Menschen zerfallener Sinn konnte weder im Wachen noch im Schlafe Ruhe finden; so gewaltig tobte, wenn es aufgewacht war, das Gewissen in seinem Herzen. Daher seine todblasse Farbe, der unheimliche Blick seiner Augen, sein Gang, bald hastig, bald langsam, kurz, Wahnsinn in seiner ganzen Haltung und Miene.
Hatte er aber die jungen Leute an sich gelockt, so begann er sie auf mancherlei Weise zu Verbrechern zu erziehen. Aus dieser Pflanzschule lieferte er falsche Zeugen und Urkundenflscher; er lehrte sie Treue und Glauben,
*) G. Sallustius Crispus aus Amiternum im Sabinischen, lebte von 86 bis 34 b. Chr. Er war ein Anhnger Casars. Nach dessen Ermordung lebte er zurck gezogen, mit Geschichtschreibung beschftigt. Seine Hauptwerke sind: Die Verschwrung Catilinas. Die Geschichte des Jugurthinischen Krieges. Historiae (Geschichte der Jahre 78-67 b. Chr.).
2) In dem Kampfe zwischen Aristokraten und Demokraten schlssen die Fhrer der letzteren einen Bund mit den Anarchisten Roms. An solchen war kein Mangel, weder unter dem Proletariat der Hauptstadt, noch in den Kreisen der bornehmen Jugend. Das hauptstdtische Modeleben zerrttete nicht blo das Vermgen, sondern auch die Kraft des Leibes und des Geistes. Jene elegante Welt der duftenden Haarlocken, der modischen Stutzbarte und Manschetten, so lustig es auch bei Tanz und Zitherspiel und srh und spt beim Becher herging, barg doch in sich einen erschreckenden Abgrund sittlichen und wirtschaftlichen Verfalles, gut' oder schlecht berhehlter Verzweiflung und wahnsinniger oder bbischer Entschlsse. In diesen Kreisen ward unberhohlen geseufzt nach der Wiederkehr der cinnanischen Zeit (s. S. 380) mit ihren chtungen und Konsis-kationen und ihrer Vernichtung der Schuldbcher. Es gab genug Leute, die nur auf das Zeichen warteten um wie eine Ruberschar der die brgerliche Gesellschaft her-zufallen und das berlotterte Vermgen sich wieder zu erplndern.
Catilina aber besa in hohem Grade die Eigenschaften, die von dem Fhrer einer solchen Rotte berlangt werden: die Fhigkeit alles zu genieen und alles zu entbehren, Mut, militrisches Talent, Menschenkenntnis, Verbrechergenie und jene entsetzliche Pdagogik des Lasters, die den Schwachen zu Falle zu bringen, den Gefallenen zum Verbrecher zu erziehen bersteht. (Mommsen.)