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1. Deutsche Geschichte - S. 148

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
148 und auf hohe Punkte der Flur stellte man Wachen, die ein Zeichen gaben, wenn Truppen in der Ferne sichtbar wurden. Dann brachte der Landmann, was er retten konnte, Frau und Kinder eilig in ein entferntes Versteck. Wochen-, ja monatelang fhrten dort die Flchtlinge ein angstvolles Dasein. Im schwarzen Moore zwischen Grben, Binsen und Erlengebsch, in dunkler Waldesschlucht, in alten Lehmgruben und in verfallenem Mauerwerk suchten sie die letzte Rettung. Waren die Soldaten abgezogen, dann kehrten die Armen in ihre Huser zurck und besserten notdrftig aus, was verwstet war. Nicht selten freilich fanden sie nur eine rauchende Brandsttte." In ihrer Not buken die Bauern damals Brot aus Eichelmehl und,aen Gras und Baumrinde, Hunde, Katzen und gefallene Pferde; selbst die Fried-Hfe und die Galgen waren vor den Hungrigen nicht sicher. Viele gingen unter die Ruber, verbanden sich mit entlaufenen oder entlassenen Soldaten und wurden der Schrecken der Landstraen. Die andern, die es mit der ehr* liehen Arbeit hielten, hatten weder Vieh, Saatkorn und Gert noch Knecht und Magd. Es war ein Elend ohnegleichen. 2. Fremdes Wesen in Deutschland. Lange waren die Franzosen im Lande gewesen. In ihnen sahen damals viele Leute ihr Vorbild. Die fran-z fische Mode fand berall in Deutschland Eingang, und wer etwas gelten wollte, mute sich nach ihr kleiden. Mit der fremden Tracht kam die fremde Sprache. Die vornehmen Kreise unseres Volkes redeten nur noch französisch; die deutsche Sprache verachteten sie als roh und unbeholfen. Auch der einfache Brger setzte einen Stolz darein, seine Rede wenigstens mit fremden Brocken zu verzieren. So entstand bei uns eine Sprachmengerei schlimmster Art. Leider zog mit Sprache und Sitte auch noch der s i t t e n l o s e Le b en s -Wandel ein, der am Hofe zu Versailles herrschte. Durch diese blinde Nachffung machten sich die Deutschen bei allen Vlkern zum Spott. 3. Der Aberglaube. Im Dreiigjhrigen Kriege griff der roheste Aber-glaube um sich; besonders bei den Soldaten war er im Schwange. Vor den Kugeln hatten diese einen gewaltigen Respekt. Darum suchten sie den Leib gegen jedes Gescho fest" oder gefroren" zu machen. Hierfr wuten besonders die fahrenden Schler und die Zigeuner Rat. Um Geld und gute Worte lieferten sie eine ganze Anzahl von Zaubermitteln. Da gab es geweihte Mnzen, die man um den Hals hngte, Papierstreifen mit Bibeloder Zaubersprchen, die in eine Haselnu oder einen Federkiel eingeschlossen wurden, krftige Hexenkruter und hnliches mehr. Der Soldat, der ein solches Schutzmittel besa, war sicher, da nun die feindlichen Geschosse in seinen Kleidern hngen blieben und da er sie nach der Schlacht nur herauszuschtteln brauchte. Traf ihn dennoch eine Kugel, so war entweder das Zaubermittel nicht ganz in Ordnung, oder jene Kugel war eine Freikugel; die hatte einer um Mitternacht an einsamem Orte gegossen, und der Teufel war ihm dabei behilflich gewesen. Da der Teufel auch noch zahllosen Menschen die Kunst zum Hexen verleihe, galt berall als sicher, und so mute gerade in jener Zeit so manche Frau ihr Leben auf dem Scheiterhaufen lassen.
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