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1. Deutsche Geschichte - S. 244

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
244 Friedrich Wilhelm Iii. hatte wohl die Absicht gehabt, Preußen eine Ver-fassnng zu gewhren; aber die Ratgeber, auf die er hrte, hielten es fr unmglich, sie sofort einzufhren. In der Tat lagen groe Schwierigkeiten vor. Preußen hatte durch den Wiener Kongre zahlreiche neue Gebiete erworben. Ihre Bewohner machten mehr als ein Drittel der ganzen 93e* vlkernng aus. Sie waren nicht gern Preußen geworden, ja, viele von ihnen ertrugen das neue Regiment nur mit Widerwillen und Ha. Bekamen sie das Recht, Abgeordnete zu whlen, so suchten sie wohl solche Männer aus, denen das Wohl des Staates nicht am Herzen lag. Darum wollte Friedrich Wilhelm warten, bis aus den Mupreuen gute Preußen geworden wren; die absolute Herrschaft bestand also vorlufig fort. Der Wiener Kongre brachte vielen Vaterlandsfreunden bittere Ent-tuschungen. Sie hatten sich nach einem einigen Deutschland gesehnt und bekamen dafr ein zersplittertes; sie halten gehofft, da berall in Deutschland Verfassungen eingefhrt wrden, und nun blieb in den beiden grten Staaten das absolute Regiment. Weder die Einheit noch die Freiheit war gekommen. Besonders unzufrieden waren viele Professoren und Studeuteu, von denen auch viele am Freiheitskampfe teilgenommen hatten. Indes setzten sie ihre Hoffnung auf die Zukunft; vielleicht kamen Einheit und Freiheit doch, wenn man fleiig wirkte in Wort und Schrift. Weil Eintracht stark macht, schlssen sich die vielen Studenten auf allen Universitten zur Deutschen Burscheuschaft zusammen und trugen als Abzeichen ein schwarz-rot-goldenes Band. Keinem aber war ein solcher Gedanke verhater als Metternich. Ihm galten die Männer, die nach Einheit und Freiheit strebten, als Jakobiner, und sie muten deshalb um jeden Preis unschdlich gemacht werden. Nach seiner Meinung richteten sich bald auch die brigen Regierungen. Nun wurden die Hochschulen strenge berwacht. Arndt, der als Professor an der Universitt zu Bonn wirkte, durfte feine Vorlesungen mehr halten, weil er als Volksaus-wiegler galt. Viele Studenten wurden zum Tode verurteilt, blo weil sie die Farben Schwarz-Rot-Gold getragen hatten. Verdchtig erschienen auch die Turner, da sie gleichfalls die Liebe zur deutschen Einheit pflegten. Darum wurden in Preußen alle Turnvereine aufgelst und alle Turnpltze geschlossen; der Turnvater Jahn wanderte aus die Festung. 2. Die Neuordnung des preuischen Staates. Wenn auch der Wunsch vieler Preußen nach einer Verfassung unerfllt blieb, so muten sie doch zu-geben, da es sich in ihrem Lande recht wohl leben lie; denn man sah, wie der König gerecht und gewissenhaft regierte und wie hohe und niedere Beamten sich bemhten, ihre Pflicht zu tun. Durch groe Sparsamkeit in allen Zweigen der Verwaltnng^/gelang es schnell, die schweren Schulden zu tilgen, die aus den Kriegsjahren stammten, und mit dem Wohlstand des Landes, das in der Franzosenzeit furchtbar gelitten hatte, ging es wieder auswrts. Auch die Verschmelzung der neuen Landesteile mit den alten war nicht so schwer, wie viele gedacht hatten. Das kam zum guten Teil daher, da der König damals die Verwaltung neu einrichtete. Von kleinen Ver-
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