Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche Geschichte - S. 278

1912 - Halle a.S. : Schroedel
278 Leute verschtten; der Maurer kann vom Gerst, der Dachdecker vom Dache strzen. Ja, selbst in einfachen Betrieben sind Unglcksflle nicht ans-geschlossen. Frher brauchte dann niemand fr die Familie zu sorgen, der so oft der Ernhrer genommen wurde. Ebenso wenig half man dem Schwer-verletzten. Genas er, so zog er wohl als Krppel mit der Drehorgel durch das Land. Jetzt sorgt das U n s a l l v e r s i ch e r n n g s g e s e tz von 1884 fr den Arbeiter m gefhrlichen Betrieben. Wird er in seinem Berufe ohne sein Verschulden verletzt, so bezieht er vier Wochen hindurch das bliche Kraukengeld. Vom Beginn der fnften Woche an erhht es sich auf zwei Drittel des Arbeits-Verdienstes. Nach 13 oder 26 Wochen tritt die Unfallrente ein. Bei vlliger Erwerbsunfhigkeit betrgt sie gleichfalls zwei Drittel des seitherigen Ein-kommens, bei teilweiser entsprechend weniger. Verliert der Arbeiter in feinem Berufe das Leben, so erhalten die Hinterbliebenen nicht nur ein Sterbegeld, sondern auch eine Rente bis zu 60/o des frheren Arbeitsverdienstes. Dieses Gesetz erfordert heute eine jhrliche Ausgabe von 170 Millionen. Sie werden allein von den Arbeitgebern aufgebracht. Viele Arbeiter stehen in einem sehr anstrengenden Berufe, der ihre Krfte vor der Zeit aufzehrt. Mit sechzig Jahren, ja oft noch eher, sind sie dann zu schwach, um noch etwas Ordentliches leisten zu knnen. Der Fabrik-Herr sieht natrlich jngere Leute mit starken Armen lieber. Da geschah es frher nicht selten, da alte Arbeiter, die sich ihr ganzes Lebenlang redlich abgeqult hatten, einfach auf die Strae gesetzt wurden und nun ihre Tage im Armenhause beschlossen. Vor solch bitterem Geschick soll das Gesetz der Invaliden- und Altersversicherung Arbeiter und Arbeiterinnen bewahren, die in gewerb-lichen Betrieben oder im Haushalte dienen. Wer dauernd erwerbsunfhigst, hat Anspruch auf eine Invalidenrente; vom siebzigsten Lebensjahre an bezieht er eine Altersrente. Die Hhe dieser Renten richtet sich danach, wieviel Einkommen jemand in gesunden Tagen bezogen und wie lange er Beitrge gezahlt hat. Sie schwankt zwischen 110 und 230 Mark. Gegenwrtig gibt es der 1 100000 Rentenempfnger, die jhrlich 148 Millionen Mark erhalten. Von den Beitrgen zahlen Arbeitgeber und Arbeiter je die Hlfte; doch legt der Staat jhrlich noch viele Millionen zu. 2. Die Arbeiterschutzgesetzgebung. Sie stammt aus dem Jahre 1891. Dem Arbeiter brachte sie zunchst die allgemeine Sonntagsruhe. Als der Gedanke ausgesprochen wurde, jedermann habe Anspruch auf den freien Sonntag, da meinten nicht wenige, das liee sich gar nicht durchfhren: der Arbeiter verlre einen ganzen Tag Lohn, und die Fabriken wrden geschdigt, wenn sie sonntags still lgen. Trotz allen Bedenken trat das Gesetz der die Sonntagsruhe in Kraft, und bald stellte es sich heraus, da es ging; der Arbeiter, der einen Tag lang hatte ausruhen knnen, arbeitete mit frischer Kra ft und leistete mehr als zuvor. Nur in einigen wenigen Betrieben, die nie vllig ruhen drfen, sind sonntags ein paar Leute ntig, deren Aufgabe es ist, fr das Feuer in den riesigen fen zu sorgen.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer