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1. Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit - S. 420

1884 - Berlin : Gaertner
420 als die Flle sich mehrten, wo von vielen Bundesregierungen die mhsam zustande gebrachten Bundesbeschlsse hufig nicht pnbliciert, oft nicht befolgt und zuweilen als geradezu unverbindlich erklrt wurden. In manchen Bundesgebieten ist weder die Bundesakte, noch die Schluakte und die andern Grundgesetze des Bundes jemals gesetzlich bekannt gemacht, nur zu hufig ist der Vollzug der Bundesbeschlsse von den Bestim-mutigen der Landesgesetzgebung abhngig gemacht worden. . . . In dieser Lage wurde Deutschland von den neuesten Ereignissen in Frankreich berrascht. Die Dynastie der Orleans wurde in krzerer Zeit vom Throne gestrzt und aus dem Reiche vertrieben, als es be-durfte, die ltere Linie der Bourbons aus dem Erbe ihrer Vter zu verdrngen. Die Republik wurde proklamiert. Der Rckschlag auf Deutsch-land war ein gewaltiger. Auch in diesem Lande waren die Gemter auf eine groe Umgestaltung vorbereitet, in den Stndeversammlungen, in ffentlichen und geheimen Zusammenknften, durch die Presse war seit Jahren auf das gleiche Ziel hingearbeitet worden. Bei der Lage der Regierungen und des Bundes war eine sofortige Bewltigung dieses Rck-schlages schwer mglich. Die Richtung desselben wurde zuerst durch die bekannten, im Groherzogtum Baden gestellten vier Forderungen einer allgemeinen Volksbewaffnung, uneingeschrnkter Freiheit der Presse, Einfhrung der Schwurgerichte und eines deutschen Nationalparlamentes bezeichnet. Der Reihe nach wurden hnliche Forderungen in anderen Bundesstaaten aufgestellt und deren Gewhrung durch Deputationen, Adressen und Volksversammlungen herbeigefhrt. Die Regierungen eilten, Konzessionen zu geben, die mehr oder weniger mit dem bisherigen Bundessysteme im Widerspruch stehen und eine vllige Umgestaltung der innern Verhltnisse der einzelnen Bundesstaaten herbei-fhren mssen. Das Nhere hierber glaubt der Ausschu in dermaliger Sachlage umgehen zu knnen. Die Aufgabe Hoher Bundesversammlung ist es nun, wieder Einklang und bereinstimmung in die gestrten Verhltnisse zu bringen und dadurch den innern und uern Frieden Deutschlands zu sichern. ... Es steht Groes und Entscheidendes auf dem Spiele. Zwar hatte es den Anschein, da die Gemigteren der Anhnger der natio-nalen Entwicklung Deutschlands bei dem Verlangen eines deutschen Parla-mentes davon ausgehen, da die einzelnen Bundesstaaten und deren Ver-sassnngen erhalten und im Parlamente nur die Gesamtheit der deutschen Fürsten und Völker als Gesamtmacht vertreten sein solle. In diesem Sinne hat sich eben erst die am 5. d. M. zu Heidelberg abgehaltene Versammlung von Angehrigen verschiedener Bundesstaaten ausgesprochen. Allein hinter den gemigten Mnnern des Fortschritts steht die Partei der Ultraradikalen und Republikaner, die nach einer allgemeinen deutschen Republik strebt. Gedrngt von der einen Seite durch die Gemigteren und von der andern durch die noch nicht von der Bewegung ergriffenen Regierungen, knnte diese Partei sich unter Verleugnung alles patrio-tischen Sinnes auf die Hlfe einer Partei des Auslandes sttzen und dadurch den Anla zu den bedenklichsten Konflikten geben. Dieser Gefahr darf Deutschland nicht ausgesetzt werden. . . .
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