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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 38

1909 - Hamburg : Boysen
— 38 — 787 ging Karl einen Schritt weiter und erließ ein Rundschreiben an die Bischöfe und Äbte seines Reiches, in welchem er befahl, bei jeder Kathedrale und in jedem Kloster eine Schule zu errichten. Diese Dom- und Klosterschulen waren besonders für die Heranbildung n von tüchtigen Geistlichen bestimmt, standen jedoch auch den Laien offen. Die Unterrichtsgegenstände waren dieselben wie in der Hofschule. Berühmt wurden vor allen anderen die Klosterschulen zu Fulda, zu Reichenau und zu St. Gallen. Sogar mit dem Plane, eine allgemeine Volksschule zu gründen, trug sich Karl. Es sollten darin zum mindesten das christliche Glaubensbekenntnis und das Vaterunser in deutscher Sprache gelernt werden. Doch ist dieser 'Plan niemals zur Ausführung gelangt. Deutsche Übersetzungen jenes Bekenntnisses und jenes Gebetes ließ Karl anfertigen. Um den Kirchengesang zu heben, erbat sich Karl geübte Vorsänger aus Rom. Papst Hadrian stellte ihm wiederholt ausgezeichnete Sänger zur Verfügung, und Karl überwies sie an die verschiedenen Kirchen seines Landes. Besonderen Ruf erlangten die Gesangschulen in Metz, Soissons und St. Gallen. Auch die Baukunst wollte er pflegen, nachdem er in Italien die römischen Prachtbauten gesehen hatte. Er ließ Säulen und Ornamente, Baumeister und Werkleute aus Italien kommen und manchen Bau in seinem Reiche ausführen. Am bekanntesten sind die Paläste in Ingelheim, Nymwegen und Tribur, der Dom zu Aachen und die Kirche zu Michelstadt. — Die Gelehrten und Edlen, die Lehrer und später auch die ehemaligen Schüler der Hofschule bildeten einen vertrauten Kreis, einen Verein, Akademie genannt, in dem sich der König mit seinen Kindern am liebsten bewegte. Der Umgang war zwanglos und herzlich. Damit nicht die Formen des höfischen Umgangs den Meinungsaustausch hinderten, führten die Mitglieder erdichtete Namen. Karl selber hieß David. Ihre Blütezeit erreichte die Akademie in den Jahren 796—800. Ihr geistiger Mittelpunkt war Alkuin. Seine Schüler — und fast das ganze jüngere Geschlecht des Hofes gehörte dazu — achteten ihn wie einen Vater, und wo es ihm nötig schien, nahm Alkuin auch die Rechte eines Vaters in Anspruch. Er warnte, bat und strafte. Sogar gegen den König übte er ehrfurchtsvoll die Pflicht eines mahnenden Freundes. In seinen Briefen bat er um Erbarmen mit den gefangenen Avaren, widerriet die Auflage des Zehnten im neubekehrten Lande und erinnerte leise, daß man bei den Sachsen zu sehr christliche Belehrung versäumt habe. Einer der jüngsten in der Akademie war Einhard, 770 im Maingau geboren. Unter allen Getreuen war er dem Kaiser der vertrauteste, von ihm wie ein Sohn geliebt. Er war der Bauverständige am Hofe, welcher über den großen Werken der Paläste und der Kirchen wachte. In der Akademie führte er den Namen Beseleel, nach dem Erbauer der Stiftshütte. Wahrscheinlich verfaßte er im Aufträge des Hofes die Annalen der Regierung Karls; jedenfalls beschrieb er nach dem Tode seines Herrn Karls Leben in lateinischer Prosa.
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