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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 42

1909 - Hamburg : Boysen
— 42 --- eine Beschränkung ihrer Macht nicht gefallen lassen, sie wurden unzufrieden und empörten sich. Zuerst kam es zu einem Zerwürfnis zwischen dem Könige und dem Herzoge Eberhard von Franken. Der Herzog lag nämlich in Fehde mit einem seiner Lehnsleute (s. u.) und suchte sich mit dem Schwerte selber Recht zu verschaffen. Da rief Otto ihn und die fränkischen Herren, welche ihn unterstützt hatten, vor sein Gericht, wo sie sich wegen Landfriedensbruchs verantworten sollten. Sie beteuerten, sie hätten nicht die Absicht gehabt, die Rechte des Königs zu verletzen; aber Otto verurteilte sie zu empfindlichen Strafen. Eberhard mußte ioo Pfund Silber bezahlen, die anderen mußten Hunde nach der königlichen Pfalz zu Magdeburg tragen. Herzog Eberhard war aufs tiefste erbittert und sann auf Rache. Er fand einen Bundesgenossen in Heinrich, dem Bruder des Königs. Denn Heinrich glaubte, daß er größeres Anrecht auf den Thron besitze als Otto. Freilich war er jünger als sein Bruder. Aber als Otto geboren wurde, war der Vater noch Herzog, während er bei der Geburt Heinrichs bereits die königliche Würde besaß. Allmählich reifte in Heinrich der Entschluß, den Bruder zu entthronen und die Herrschaft an sich zu reißen. Durch Freigebigkeit kettete er seine zahlreichen Freunde in Sachsen und Thüringen fester an sich und gewann sich neue dazu. Dem Bündnis zwischen Eberhard und Heinrich trat auch der Herzog Gieselbert von Lothringen bei, der freilich eine Schwester des Königs zur Gemahlin hatte, dessen Treue gegen Otto aber längst zweifelhaft war. Heinrich knüpfte mit dem Herzog Gieselbert Verhandlungen an, und es gelang ihm, denselben für seine Absichten zu gewinnen. Nicht daß Gieselbert an Heinrichs Erhöhung besonderen Anteil genommen, er wünschte Ottos Fall, um selber zu steigen. In seinem unruhigen Gemüte lebte das Verlangen, Lothringen zu einem Königreiche zu erheben. Es war kein leichter Kampf, in den Otto eintreten mußte; aber er ging als Sieger aus demselben hervor. Die beiden Ereignisse, welche dem Könige das Übergewicht verschafften, der Kampf bei Birthen und das Zusammentreffen bei Andernach, sind durch die Sage ausgeschmückt. Bei Birthen, heißt es, war die Vorhut von Ottos Heere über den Fluß gesetzt; er selbst aber stand mit der Hauptmacht noch am rechten Ufer. Da zeigte sich jenseits des Flusses das ganze lothringische Heer, das von Gieselbert und Heinrich geführt ward. Unruhig ritt Otto am Gestade auf und ab ; nirgends waren Schiffe, um seine Truppen in Eile überzusetzen. Der kleinen Macht drüben schien der Tod gewiß. Da sprang Otto vom Pferde, warf sich auf die Kniee und rief: „Herr, der Du alles geschaffen hast und alles lenkest, sieh herab auf dieses Volk, an dessen Spitze Du mich gestellt, und entreiße es den Feinden, auf daß alle Welt erfahre, daß kein Sterblicher widerstreben könne Deinem Willen. Denn Du vermagst alles, Du lebst und regierest in Ewigkeit!“ Indessen wagten es die, die jenseits des Flusses standen, sich zu teilen und dem
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