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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 49

1909 - Hamburg : Boysen
— 49 — Die Fastensynode 1075. Die Fastensynode vom Jahre 1075 bezeichnet den Anfang des Kampfes zwischen Kaiser und Papst. Auf dieser Synode schloß Gregor 5 Räte König Heinrichs wegen Simonie von der kirchlichen Gemeinschaft aus, erneuerte die schon früher erlassenen Bestimmungen gegen Simonie und Priesterehe und erließ das Verbot der Laieninvestitur. Die Bischöfe wurden nämlich durch die Belehnung mit einem Ringe, dem Zeichen der Ehe mit der Kirche, und mit einem Stabe, dem Zeichen ihres Hirtenberufes, in ihr Amt eingeführt, die Äbte durch die Belehnung mit einem Stabe. Fortan sollte die Belehnung der Bischöfe und Äbte nur von Geistlichen, nicht mehr von Laien, also auch nicht mehr von dem Könige vorgenommen werden. Nach einiger Zeit schickte Gregor ein Schreiben an den König, in welchem er diesem Vorwürfe machte, daß er mit den gebannten Räten noch Umgang pflege und nach wie vor die Investitur erteile. Die Boten, welche den Brief zu überbringen hatten, mußten überdies melden, daß der Papst nicht länger umhin könne, Heinrich selber von der kirchlichen Gemeinschaft zu trennen, wenn er sich nicht sofort von den gebannten Räten lossage. Heinrich, der soeben einen glänzenden Sieg über die aufständischen Sachsen davongetragen hatte und die Boten im Gefühl seines kriegerischen Erfolges empfing, war aufs äußerste erbittert. Unverweilt ging er mit seinen gebannten Freunden und einer Anzahl von Bischöfen, welche den Bestrebungen Clunys ablehnend gegenüberstanden, zu Rate, wie dem Übermute des verwegenen Mönches zu begegnen sei, und man wurde sich bald einig, daß der Papst seines Amtes entsetzt werden müsse. Absetzung und Bann. Im Januar 1076 wurde in Gegenwart des Königs in Worms ein Nationalkonzil eröffnet, und die Bischöfe beschlossen, wie es der König wünschte, daß der Papst den Stuhl Petri verlassen müsse. Darauf erließen sie ein Schreiben an den Bruder Hildebrand, wie sie ihn nun anredeten, in welchem sie ihm den Gehorsam kündigten. Zugleich wurde ein anderes Schreiben im Namen des Königs ausgestellt, welches die Aufschrift trug: „Heinrich, nicht durch Anmaßung, sondern durch Gottes heilige Einsetzung König, an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch". Die Antwort des Papstes war der Bann. Auf der Fastensynode von 1076 verkündete Gregor sein Urteil über den König in einem Gebet an den heiligen Petrus: „Heiliger Petrus, du Fürst der Apostel, neige zu uns, ich bitte dich, gnädig dein Ohr; vernimm mich, deinen Knecht, den du von Kindesbeinen an ernährt und bis auf diesen Tag aus der Hand der Gottlosen errettet hast, die mich wegen meiner Treue gegen dich gehaßt haben und hassen. Du selbst bist mein Zeuge, und mit dir meine Herrin, die Mutter Gottes, und der heilige Paulus, dein Bruder unter den Seligen, daß deine heilige römische Kirche mich wider meinen Willen zu ihrer Leitung berief, daß ich es nicht für einen Raub ansah, deinen Stuhl zu besteigen, sondern lieber in der Fremde mein Leben beschließen, als deinen Sitz um irdischen Ruhmes willen durch weltliche Ränke gewinnen wollte. Und deshalb, nach deiner Gnade, nicht nach meinem Stoll, Geschichtliches Lesebuch, i. Teil.
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