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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 64

1909 - Hamburg : Boysen
— 64 — heit lebte, und er' sehnte sich danach, ihm zu helfen. Um zur Klarheit zu gelangen über das, was in ihm arbeitete, begab er sich in die Einsamkeit. Hier erschien ihm der Engel Gabriel; er forderte Mohammed auf, als Prophet unter seinem Volke aufzutreten und die große Wahrheit zu verkünden, daß es nur Einen Gott gibt. Anfangs offenbarte sich Mohammed nur einer kleinen Schar. Die erste, die an ihn glaubte, war seine Gattin Kadidscha. Ihr folgten Mohammeds Sklave Zayd, sein Neffe Ali und zwei angesehene Bewohner Mekkas, Abu Bekr und Othman. Als Mohammed sich eine größere Gemeinde gründen wollte, da traf er in Mekka auf heftigen Widerstand und gerade bei dem Stamme, dem er selber entsprossen war, den Koraischiten. Denn diesem Stamme war die Hut über die Kaaba anvertraut, und als Mohammed sein Prophetentum verkündete, da fürchteten die Hüter des arabischen Heiligtums, daß durch Mohammed ihr Ansehen und ihr Einkommen angetastet würden. Er wurde für sie ein Gegenstand der Sorge und des Hasses, und sie suchten ihn zu verderben. Aber durch die Flucht entzog sich Mohammed den Nachstellungen seiner Stammesgenossen. Im Jahre 622 begab er sich, von wenigen Getreuen begleitet, nach Medina, wo er schon zuvor Glauben gefunden hatte. Dort bildete sich um ihn eine größere Gemeinde, und nun trat Mohammed aus der Stille des Privatlebens heraus; er wurde Staatsmann, Feldherr, Fürst. Mit dem Schwerte in der Hand zog er gegen die Koraischiten und besiegte sie. Ein arabischer Stamm nach dem anderen schloß sich dem glücklichen Krieger an, der zugleich der begeisterte und beredte Verkünder eines neuen Glaubens war. Im Jahre 630 zog er als Sieger in Mekka ein, bewies jedoch Mäßigung und Milde. Als er im Jahre 632 in Medina starb, war ganz Arabien ihm zugefallen; alle Stämme hatten sich in dem Gedanken geeinigt, es gibt nur einen Gott, und Mohammed ist sein Prophet. Wo Mohammeds Sterbebett gestanden, wurde sein Grab gegraben, und dieses Grab war bald das sehnsüchtig erstrebte Ziel der Pilgerfahrt von Millionen. Der Koran*). Mohammed bezeichnet seine Lehre als Islam, d. i. Hingebung, nämlich Hingebung an den Willen Gottes. Die Moslemin oder Gläubigen erkennen die Gesetzgebung Mose und das Evangelium Jesu als Vorstufen des Islam an. Aber der Islam ist die letzte und höchste Offenbarung Gottes. Der Tröster, den Jesus verheißen, ist in Mohammed erschienen; nach ihm ist kein anderer Prophet mehr zu erwarten. Mohammeds Lehre ist im Koran enthalten, einem Buche, das erst nach dem Tode Mohammeds zusammengestellt wurde. Zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenem Anlaß hat Mohammed den Inhalt stückweise und mündlich mitgeteilt; aufgezeichnet sind die Worte von seinen Vertrauten. Außerdem enthält der Koran auch Stücke, die nur durch mündliche Überlieferung erhalten waren, vielleicht auch solche, die aus der Phantasie von Mohammeds Freunden hervorgegangen sind. *) Ein kostbares Exemplar befindet sich in unserem Gewerbemuseum.
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