Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichtliches Lesebuch - S. 65

1909 - Hamburg : Boysen
- 65 — Der Koran verkündigt einen strengen Monotheismus, der sich mit besonderem Abscheu gegen die christliche Lehre von der Dreieinigkeit wendet. Im Koran heißt es: „Gott hat nicht einen Sohn, wie die Christen lehren. Fern sei von euch diese Gotteslästerung. Sie sagen, der Barmherzige habe einen Sohn. Euer Vorgeben ist ungeheuer. Kein Wunder wär’s, der Himmel zerriß und die Erde öffnete sich, und die Berge stürzten ein über dieser Behauptung.“ Ihren höchsten Schwung erreicht die heilige Schrift der Mohammedaner, wenn sie die Schrecken des Weltgerichts schildert, ihre höchste Anmut, wenn sie von den Freuden redet, welche der Seligen im Paradiese harren. Allerlei Zeichen werden vorangehen, bis endlich der Engel (Isfrahil) in die Posaune stößt. Wenn der Schall zum drittenmal ertönt, beginnt das Gericht. Dann ist die Luft erfüllt von den Seelen, die ihre Körper suchen, die Erde öffnet sich, die Gebeine rauschen; Glied findet sich zu Glied. Aufrecht wandeln die Gläubigen einher, die Ungläubigen liegen am Boden. Eine große Wage wird dann in der Hand Gabriels sein: in die Schale Licht werden die guten, in die Schale Finsternis die schlechten Handlungen gelegt. Darauf muß die Menge der Seelen über eine Brücke hinziehen, die ist scharf wie die Schneide eines Säbels und ist über den Abgrund der Hölle gespannt. Sünder und Ungläubige stürzen hinab, während die Frommen wie auf Schwingen des Vogels hinübereilen. Ist der Gläubige des Paradieses wert befunden, so erfrischt er sich zuerst an dem Teiche des Propheten, dessen Wasser süß ist wie Honig, kalt wie Schnee, klar wie Krystall; wer davon trinkt, den wird nicht wieder dürsten, wie im heißen Wüstensand. Alsdann öffnen sich die Tore des Paradieses und der Fromme tritt ein. Der Boden besteht aus feinstem Weizenmehl, aus Perlen und Hyazinthen (Edelsteinen), nicht aus Kieseln; er ist von Flüssen klaren Wassers, von Bächen von Milch und Honig, selbst von Wein, der hier auf Erden den Gläubigen versagt ist, durchflossen. Da ist der Baum des Lebens, mit köstlichen Früchten behängen und so groß, daß ein Renner 100 Jahre brauchen würde, um seinen Schatten zu durchfliegen. Die Luft ist von Wohlgerüchen erfüllt, sie ertönt vom melodischen Rauschen der Zweige, von dem Gesänge der Töchter des Paradieses. Dort wohnen die Gläubigen in Gezeiten, Kronen von Gold und Diamanten auf dem Haupte, von Hunderten von Dienern besorgt, essen aus goldener Schüssel, trinken aus goldenem Becher, ohne Überladung, ohne Trunkenkeit, mit unaufhörlichem Genuß. Nach dem Koran sind alle irdischen Geschicke unbedingt vorherbestimmt (Fatalismus). Als Mohammeds Bahn eine kriegerische wurde, und er den Kampf für den Glauben zur ersten Pflicht machte, da war dieser Lehrsatz von höchster Bedeutung. Ohne Zagen, ohne hinter sich zu schauen, stürzte sich der Moslem in den Kampf: der Tag seines Todes war in die ewigen Tafeln eingegraben; Sieg oder Tod, beides sicherte ihm die Freuden des Paradieses. Die Pflichtenlehre des Islam schreibt täglich 5 Gebete vor. Von den Minarets, den Gebetstürmen, herab werden die Gebets- Stoll, Geschichtliches Lesebuch, r. Teil. 5
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer