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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 77

1909 - Hamburg : Boysen
— 77 — orden. Auch er war ein strenger Asket. Ganze Nächte brachte er in der Kirche zu und schlief, wenn ihn der Schlaf übermannte, auf den harten Steinen des Altars. Auch er starb auf dem Boden liegend, mit Asche bedeckt, in einem härenen Gewände, mit einer eisernen Kette umgürtet. Aber während uns Franziskus an ein flammendes Herz erinnert, das sich im Dienste einer schwärmerischen Liebe selbst verzehrt, spricht aus den Zügen des Dominikus die herbe Strenge des Glaubensrichters. Auf wiederholten Reisen durch das südliche Frankreich fiel ihm schwer das Umsichgreifen der Ketzerei auf das Herz, und er bemühte sich, die Abgefallenen wieder zur Kirche zurückzuführen, io Jahre lang arbeitete er unverdrossen als Reiseprediger und Ketzerbekehrer im südlichen Frankreich. Als darauf Simon von Montfort mit Kriegsmacht gegen die Albigenser, eine Ketzergemeinschaft ebenda, zu Felde zog, schloß sich Dominikus dem Heere als Prediger an. Als Lohn für seine Dienste um die Kirche wurde auch ihm die Ehre zu teil, einen Orden stiften zu dürfen. So entstand der Dominikanerorden. Armut, Fasten, Stillschweigen wurden in der neuen Regel besonders betont. Kurz vor seinem Tode belegte Dominikus denjenigen mit seinem Fluche, der es wagen würde, dem Orden Einkünfte und Güter zu verschaffen. Auch die Dominikaner sollten ihren Lebensunterhalt erbetteln. Die Hauptaufgabe des Ordens sollte sein, theologische Erkenntnis zu verbreiten und über die Rechtgläubigkeit der Christenheit zu wachen. Daher wurden die Dominikaner auch die eifrigsten Förderer und Träger der Inquisition. (Konrad von Marburg.) Mit Hilfe der Bettelorden hat sich die Kirche im 13. Jahrhundert auf der Höhe ihrer Herrschaft erhalten. Die Franziskaner stiegen hinab zu den kleinen Leuten; sie hatten ein Auge für die Leiden der Armen, für die Klagen der Armen ein Ohr. Sie lebten mit dem Volke, sie predigten ihm in seiner Sprache und brachten ihm verständlichen Trost. So kettete die Kirche durch die Franziskaner die Gemüter ihrer Gläubigen fester an sich. Und zugleich gelang es ihr, durch die Dominikaner eine Zeitlang der ketzerischen Bewegungen Herr zu werden, welche sich überall zeigten. Mit Zorneseifer griffen die Dominikaner die ketzerischen Vereine des 13. Jahrhunderts an und überwanden sie. Daher wurden die Bettelorden von den Päpsten aufs reichste mit Vorrechten ausgestattet. Aber rasch verweltlichten auch sie, und am Ausgange des Mittelalters galten die Bettelmönche durchweg als roh, unwissend, abergläubisch und träge. (Nach Freytag, Hagenbach, Harnack, Sybel.)
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