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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 20

1909 - Hamburg : Boysen
— 20 — um eine größere Anleihe. Cromwell lehnte das Gesuch nicht ab; aber als Pfand forderte er das Herzogtum Bremen. Davon wollte nun freilich Karl Gustav nichts wissen; schon als Werbeplatz sei ihm diese Landschaft völlig unentbehrlich. Als er in größere Bedrängnis geriet, wurden seme Bitten um englisches Geld und englisches Bündnis nachdrücklicher. Er schlug dem Protektor vor, sich Ostfrieslands oder der Grafschaft Oldenburg zu bemächtigen; für eine Anleihe von 400 000 Lstr. bot er Buxtehude und die Leher Schanze, also einen Posten an der Elbe und einen an der Weser. Alle diese Angebote wurden von Cromwell als ungenügend zurückgewiesen; er könne mit einem großen auswärtigen Unternehmen bei seinem Parlamente nur durchdringen, wenn er einen namhaften Gewinn zu bieten habe, wie es das Herzogtum Bremen sein würde; äußerstenfalls könne er sich auch mit der Abtretung von Stade begnügen; aber jedenfalls müsse England einen starken militärischen Stützpunkt auf dem Festlande haben; nur so könne er sich auf ein Kriegsbündnis einlassen und Karl Gustav Truppen zur Hilfe senden. Karl Gustav ließ mit Versuchen und Vorschlägen nicht nach. Der Gesandte, welchen er (August 1657) aufs neue nach London schickte, erhielt in seiner Unterweisung eine ganze Musterkarte von Vorschlägen, mit denen er den Protektor gewinnen sollte. Zuerst wurde auf Oldenburg hingewiesen; dazu könne dann Ostfriesland gewonnen werden, und der Protektor könne außerdem auch das Bistum Münster und andere Teile des westfälischen Kreises mit seinen Truppen belegen. Wünsche er auch an der Ostsee eine geeignete Stellung zu gewinnen, so sei der König bereit, ihm die Schanze Weichselhaupt bei Danzig und einen Teil von Pommerellen zu uberlassen. Noch erwünschter aber würde es dem Könige sein, wenn der Protektor von Delmenhorst absehe und statt dessen „an der dänischen conqueste participieren“ wolle; dann sollte ihm der Gesandte Nord-Jütland sowie den stattlichen Hafen bei Lister Diep, auch alle da herumliegenden Inseln, wie Sylt, List und Romö, anbieten; auch der königliche Anteil von Dithmarschen nebst Glückstadt wurden zur Verfügung gestellt; doch müsse in diesem Falle England auf einen Posten an der Weser verzichten und sich mit der Elbe begnügen. Zuletzt aber sprach die Anweisung aus, wenn Cromwell durchaus den Fuß auf beiden Strömen haben wolle, und kein anderes Mittel sei, ihn zu tatkräftiger Hilfe zu bewegen, so könne der Gesandte schließlich auch darein willigen. Wie herrenloses Gut, nach dem man nur die Hände auszustrecken braucht, so bot der Schwede dem Engländer deutsche Küstenländer und deutsche Strommündungen an. Es drängt sich uns das Gefühl auf, daß die deutschen Lande in jenen Tagen völlig schutzlos dalagen. Die beiden fremden Herrscher verhandeln, als ob es nur ihrer Verständigung bedürfe, um dieses oder jenes reichsfürstliche Gebiet der Botmäßigkeit Englands zu unterwerfen, d. h. es zu einem Stützpunkt für englische Handelsunternehmungen auf dem Festlande zu machen. Vielleicht wäre Cromwell auf die schwedischen Erbietungen eingegangen, wenn Karl Gustav sich rechtzeitig entschlossen hätte, ihm das Herzogtum Bremen zu opfern. Neben der französischen, dänischen,
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