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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 26

1909 - Hamburg : Boysen
Reichstag der das Schauspiel heftigster Parteikämpfe bot, nicht ent-schließen kräftige Rustungen zu unternehmen. Die Großen fürchteten, daß ein starkes Heer dem König die Mittel geben könne, sich unumschränkt zu machen. Es wurde freilich beschlossen, das Adelsheer aufzubieten; aber von einer umfassenden Anwerbung wollte man nichts wissen. Wie an Soldaten, mangelte es an Geld. Der König war reich, aber er hielt seine Schätze zurück, und Adel und Geistlichkeit waren auch nicht geneigt, für das Vaterland zu steuern — In Polen herrschte ein ratloses, sich selbst verzehrendes Durcheinander. Sollte nun der Fürst des aufstrebenden brandenburgischen Staates in dem bevorstehenden Kriegsspiel auf diese Karten setzen, die verloren schienen, ehe noch das Spiel begann? Sollte er sich der kampfbereiten Übermacht Schwedens entgegenstellen, auf die Gefahr hin, daß der polnische Hof im letzen Augenblick das preußische Königtum Karl Gustav preisgab und sich so einen billigen Frieden erkaufte? Der protestantische Deutsche gegen den protestantischen Schweden zugunsten Polens, das völlig unter dem Einfluß der Jesuiten stand? Wenn eine Eroberung oder Zerstückelung Polens im Werke war, war es nicht für Brandenburg eine politische Notwendigkeit, auch seinen Anteil dabei zu fordern? Erwägungen solcher Art wurden im Kabinett des Kurfürsten angestellt und veranlagten ihn, obgleich er im ersten Jahre seiner Regierung dem polnischen Könige den Lehnseid geleistet hatte die Verbindung mit Karl Gustav zu suchen. Es gelang auch, ein Bündnis zwischen Brandenburg und Schweden abzuschließen. Durch dasselbe verpflichteten sich die beiden Herrscher, einander in dem Kriege gegen Polen beizustehen. ^ Als Kriegsentschädigung sollte Friedrich Wilhelm gioße Gebietsteile in Polen erhalten,; das Herzogtum Preußen wurde ihm jedoch zunächst noch nicht zugestanden. Preußen sollte in den Besitz Schwedens übergehen, und Friedrich Wilhelm sollte das Herzogtum nur als schwedisches Lehen empfangen. Brandenburger und Schweden rückten dann vereinigt in Polen ein, und der polnische König mußte flüchten. — Aber die Polen fanden Bundesgenossen; Russen, Niederländer und Österreicher traten auf ihre Seite, und so zahlreichen Feinden gegenüber konnte sich Schweden-Brandenburg nur mit Mühe behaupten. An kriegerische Eroberungen war nicht mehr zu denken; man hatte genug zu tun, sich gegen die Feinde zu verteidigen. Diese günstige Gelegenheit benutzte der Kurfürst, um dem Schwedenkönig das Zugeständnis abzuringen, daß das Herzogtum Preußen hinfort souverän sein solle. Als der Kurfürst im Anfang des Krieges die Forderung der Souveränität zum erstenmal erhoben, hatte Karl Gustav diese Forderung lachend als eine Vermessenheit behandelt. Es fiel dem Stolze des schwedischen Herrschers auch jetzt sehr schwer, den bisherigen Vasallen von seinen Lehnspflichten zu befreien. Aber der Brandenburger hatte seine Zeit richtig ersehen; es war für Karl Gustav unmöglich, ihn jetzt unbefriedigt von sich zu weisen und ihn den Bewerbungen der Gegner zu überlassen. Im Vertrage zu Labiau wurde die Souveränität des Kurfürsten über das Herzogtum Preußen von Schweden anerkannt, und gegen eine
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