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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 162

1909 - Hamburg : Boysen
und Diakonissen (s. u.) die Gefangenen regelmäßig besuchen dürfen. Schon während der Gefangene seine Strafzeit verbüßt, setzt sich die Kirche mit seinen Angehörigen in Verbindung; denn für die Zukunft des Entlassenen ist es von entscheidender Bedeutung, welche Familienverhältnisse er zu Hause vorfindet. Äußeres Elend, sittliche Verkommenheit, Trauer oder Wut über den Fall des Angehörigen usw. bieten der Kirche Anknüpfungspunkte. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis ist vor allen Dingen nötig, dem Freigelassenen Arbeit zu verschaffen, meistens auch ihn zu beraten, zu trösten, zu warnen und Fürsprache einzulegen, wenn ihm Härte oder ungerechtes Mißtrauen begegnet. In den siebziger Jahren hat man die Zahl derjenigen Menschen, die sich in Deutschland arbeitslos umhertrieben, auf 200000 geschätzt. Unter den Arbeitslosen lassen sich zwei große Abteilungen machen, die Hilflosen und die Liederlichen. Im einzelnen Falle die Art des Mannes zu erkennen und dem Arbeitslustigen wieder zu einem geordneten Dasein zu verhelfen, ist Aufgabe der Arbeiterkolonien. Die Arbeiterkolonien sind von Pastor von Bodelschwingh in Bielefeld gegründet worden. Bodelschwingh ließ seit Jahren in seiner Anstalt für Epileptische arme Wanderer speisen und erkannte, daß die Verlorenen und Gefährdeten unter jenen Wanderern nur dadurch gerettet und bewahrt werden können, daß man ihnen Arbeit verschaffe. Im Jahre 1882 stiftete er bei Bielefeld die Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf, welche bald vielfache Nachahmung (auch in Hamburg) gefunden. In den Kolonien wird land- und forstwirtschaftliche Arbeit betrieben, und zwar möglichst solche, welche auch im Winter einer größeren Anzahl von Leuten zu tun gibt (Meliorationsarbeiten); außerdem werden die Kolonisten in den sich von selbst ergebenden Haus-, Bureau- und Handwerksarbeiten innerhalb der Kolonie beschäftigt, Ferner hat sich die christliche Liebe der Waisen, der Taubstummen, der Blinden, der Idioten, der Fallsüchtigen, der Verkrüppelten, der Kranken und der Irren angenommen. Alle diese Werke der Barmherzigkeit, in denen sich die Lebenskraft der christlichen Kirche offenbart, bezeichnet man als innere Mission. Dabei ist jedoch immer zu beachten, daß der inneren Mission da Not und Elend am größten erscheinen, wo die Menschen gleichgültig gegen Jesus geworden oder sich gar feindselig von ihm abwenden. Darum sieht die innere Mission ihre Aufgabe nicht allein darin, äußere Hilfe zu leisten, sondern verbindet mit dieser Liebestätigkeit die Verkündigung des Evangeliums in Wort und Schrift. Für die umfangreiche Tätigkeit der inneren Mission sind zahlreiche Arbeiter nötig, und diese findet die Kirche in Geistlichen und Kandidaten, sowie in Diakonen und Diakonissen. Das Diakonen- oder Brüderhaus ist eine Schöpfung Johann Hinrich Wicherns. Wiehern brauchte in seinem Rettungshaus für verwahrloste Kinder junge Leute als Gehilfen. Dieselben nannte er Brüder, weil sie den ihnen anvertrauten Kindern wie ältere Brüder zur Seite stehen und miteinander in brüderlicher Gemeinschaft unter Christo leben sollten. Später verwendete Wiehern die Brüder auch
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