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1. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 139

1895 - Paderborn : Schöningh
13p 11 Am Morgen des 21. Januar, um fnf Uhr, stand er auf und gab feinem Kammerdiener feinen Trauring als stillschweigenden Abschied" an die Knigin, um ihr einen nochmaligen Abschied, den sie gewnscht hatte, zu ersparen. Um sechs Uhr empfing er das hl. Abendmahl, während schon die bewaffnete Macht zur Hinrichtung ausrckte und das Getmmel des Volkes durch die Straen lrmte. Um acht Ubr traten Ge-meindebeamten ein, denen er fein Testament bergab. Um neun Uhr mahnte man ihn zum Aufbruch. Er ging und bestieg mit dem Priester den Wagen, der sich langsam durch die gedrngte, aber schweigende Menge zu dem sogenannten Revolutionsplatz bewegte. Man hrte nichts als das Raffeln der Kanonen, die hinter dem Wagen fuhren, in welchem der König in einem Gebetbuche las. Nach dem Aussteigen auf dem Nicht-platze es war zehn Uhr lie er sich von dem Priester den Segen erteilen, den ihm derselbe mit den Worten gab: Sohn des heiligen Ludwig, erhebe dich zum Himmel!" Als der König das Schafott bestiegen hatte, wollte er sprechen. Da man ihm jedoch vorstellte, das fei unmglich, lie er sich an den Ort fuhren, wo man ihn fest band. Dort rief er mit lauter Stimme: Volk, ich sterbe unschuldig!" Dann wandte er sich zu feinen Henkern und sagte: Meine Herren, ich bin unschuldig an allem, was man mir vorwirft; ich wnsche, da mein Blut das Glck der Franzofen befestigen mge." Als fein Haupt unter dem Fallbeile gefallen, hielt es einer der Henkersknechte empor. Da erhob sich ein rasendes Freudengeschrei aus dem Munde des zahllosen Pbels, das sich cheit in die Stadt fortsetzte bis hin zum Gefngnis, wo die knig-liehe Familie im Gebete fr ihr sterbendes Haupt auf den Knieen lag. Doch bald verbreitete sich eine gewiffe Stille in der Stadt. Die Lden schloffen sich und alle Wohl-gesinnten ahnten, da des Knigs Tod nur ein Vorfpiel zum baldigen Untergang von Taufenden war. Selbst viele, die teil an der Verurteilung hatten, fhlten sich nicht mehr sicher. Das Blut des unschuldig Gemordeten sollte bald der das verblendete Volk kommen. Als die knigliche Familie von Versailles nach Paris geschleppt wurde, riet man der Knigin, sich einstweilen aus Frankreich zu entfernen, weil sie als Auslnderin der Gefahr am meisten ausgefetzt fei. Die Knigin entgegnete hierauf: Nie werde ich den König und nie nieine Kinder verlassen! Nie werde ich mich zu einer Pflichtvergessen-heit herabwrdigen, deren einziger Gewinn die Rettung meines Lebens wre!" Noch hochherziger und bewunderungswrdiger war ihr Benehmen im Kerker. Mit ihrer Tochter und der Prinzessin Elisabeth bewohnte sie das einzige heizbare Zimmer. Ruhig und in ihr Schicksal ergeben, flte sie den Ihrigen Entsagung und Verachtung der zugefgten Krnkungen ein. Nach dein Tode ihres Gemahls hatten sie an den Konvent nur die Bitte um Trauerkleider, welche sie bis an das Ende ihres Lebens trug. Nunmehr lebte sie mit ihren beiden Kindern und ihrer Schwgerin Elisabeth, obwohl streng bewacht, doch wie vergessen im gleichen Gefngnisse. Marie Antoinette fhlte ihr Unglck aufs tiefste, ertrug es aber mit frommer und zugleich wrdevoller Ergebenheit und Ruhe. Da erfolgte der Beschlu des Konvents, die Trennung der Frstin von ihrem Sohne, die der Gemeinderat mit jubelnder Grausamkeit vollzog. Seine Beamten erschienen inmitten der Nacht, um der aus dem Schlafe emporgeriffenen Mutter den Befehl zu verknden. Lnger als eine Stunde leistete sie den Schergen verzweifelten Widerstand, warf sich der das Bett des Knaben und deckte ihn so mit ihrem Leibe gegen die Angreifer. Kein Zureden, keire Drohung half, sie wich und wankte nicht, bis pltzlich einer der Menschen ihre Tochter ergriff: er werde das Mdchen niederstoen, wenn sie nicht den Sohn ber-liefere. Da brach die Arme zusammen und lie sich ein Kind entreien, um das andere zu erretten.
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