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1. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 163

1895 - Paderborn : Schöningh
163 Nicht lange dauerte es, da war aus des edlen Freiherrn Seele aller Unmut der die harten Worte des Knigs verschwunden. Stets dachte er an unser unglckliches Vaterland und seinen schwer geprften Fürsten zurck und sann Tag und Nacht darber nach, wie dem geliebten Preuenlande wieder aufgeholfen werden knne. Aber der König gab dem Freiherrn an Edelmut nichts nach. Was Stein frher gewnscht hatte, kam wirklich zur Ausfhrung; und weil Napoleon im Frieden zu Tilsit es zur ersten Be-dingung gemacht hatte, da der preuische Minister von Hardenberg entlassen werden msse, so gedachte der König um des Vaterlandes willen seines Zornes nicht mehr. Er schrieb wieder einen Brief an den Freiherrn und forderte ihn auf, in seinen Dienst zurckzukehren. Als Stein den Brief des Knigs empfing, lag er gerade an einem schweren Fieber krank. Schon im September des Jahres 1807, zwei Monate nach dem unglcklichen Frieden von Tilsit, war Stein beim Könige. Und beide gewannen mit jedem Tage mehr Vertrauen zu einander. Sie arbeiteten mit einander und setzten ihre ganze Kraft daran, das Preuenland wieder stark und mchtig zu machen, damit es dereinst das Joch der Knechtschaft wieder abschtteln knne. Nicht lange dauerte es, so erlie der König die von Stein verfate Verordnung, da die Leibeigenschaft oder Erbuuterthnigkeit der Bauern, die bis dahin noch in vielen Teilen des Landes bestanden hatte, vllig aufhren solle. Auch der geringste Unterthan solle frei sein und nicht mehr mit Leib und Leben, mit Weib und Kind einem andern zu eigen gehren. Schon im Jahre 1808 erschien die preuische Stdteordnung. Darin war vorgeschrieben, wie es in Zukunft mit der Verwaltung der stdtischen Angelegenheiten gehalten werden solle. Auch dieses Gesetz zeigte bald feine heilsamen Folgen. Mit der Zeit ist manches an demselben gendert worden; die Hauptbestimmungen aber sind bis auf den heutigen Tag beibehalten. Noch viel Segen htte der groe Mann in der schweren Prfungszeit stiften knnen; aber er mute vor den Franzosen fliehen, zuerst nach Wien, dann nach Petersburg. Er hatte nmlich an einen Freund einen Brief geschrieben, in dem er sein Herz ausschttete und seiner Feindschaft gegen den fremden Unterdrcker freien Lauf lie. Der Brief fiel auf feiner weiten Reise an die mecklenburgische Ostseekste einem franzsischen Marschall in die Hnde. Der sah nun zwar, da er nicht an ihn gerichtet sei; weil er aber wute, da er von Stein kam, so war er doch begierig, seinen Inhalt zu erfahren. Kaum hatte er ihn gelesen, so schickte er ihn dem Kaiser Napoleon. Der entbrannte vor Zorn. Stein will Revolution machen und meine Gewalt strzen!" rief er aus. Ich werde dem zuvorkommen!" Und sogleich gab er Befehl, den Minister in sicheren Ge-wahrfam zu bringen und feine Gter einzuziehen. Gstst zu Anfang des Jahres 1813 kehrte er wieder nach Preußen zurck. Hier gehrte er mit zu denen, die das Volk begeisterten, da es aufstand wie ein Mann, um die Fremden aus dem Lande zu jagen. Whrend der Vertreibung der Franzosen trat er an die Spitze des Verwaltungsrates, der die wiedergewonnenen deutschen Lnder vor-lusig in seine Obhut nahm; als aber der Befreiungskrieg glcklich beendet und alles geordnet war, zog er sich von seiner beraus anstrengenden Thtigkeit zurck, um den Rest seines Lebens in grerer Ruhe zu genieen. Das geliebte Preuenland aber gedachte er nicht mehr zu verlassen; und so hat er sich denn bis zu seinem Tode meistens auf dem Kappenberge (bei Ldinghausen in Wests.) aufgehalten, der ihm zum Lohn fr seine groen Verdienste bergeben worden war, und aus dem er sich das alte Kloster zu einem prchtigen Schlosse ausgebaut hatte. Am meisten verkehrte er mit seinem Ober-frftex Poock, der ihm mehr war als ein treuer Diener. Noch viel Groes hat der unvergeliche Mann in seiner stillen Abgeschiedenheit gedacht und gethan; besonders war 11*
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