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1. Geschichte des Mittelalters - S. 103

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Kaiser aus dem schsischen Hause: Otto I. d. Gr. 103 punkt der christlichen Weltordnung, und ebendeshalb stieg auch sein Ansehen mehr und mehr. Als die Karolinger das Werk ihres groen Ahnen zer-strten, vollendete oder befestigte der groe Papst Nikolaus I. die hierarchische Ordnung im Abendlande und erwirkte fr das oberste Richteramt des Papstes die allgemeine Anerkennung. Auf diesem Wege errang sich das Papsttum bei den christlichen Vlkern des Mittelalters den Vorrang vor dem Kaisertum, was man bildlich so aus-drckte: Wie Gott zur Erleuchtung der Welt zwei groe Lichter geschaffen hat, die Sonne und den Mond, so hat er fr die Christenheit zwei Gewalten angeordnet, die ppstliche und die kaiserliche; wie aber der Mond von der Sonne sein Licht empfngt, so der Kaiser seine Weihe von dem Papste. Die Theorie von den zwei Schwertern ist bereits erwhnt. Einen geborenen Kaiser gab es nicht; die Kaiserkrone verlieh eben der Papst, bis das deutsche Knig-tum sich von demselben loslste in der Zeit, als das Papsttum in franzsischen Fesseln gebunden lag. Die ohnehin naheliegende Gefahr einer Entzweiung zwischen den beiden hchsten Wrdentrgern der Christenheit rckte nher, seitdem die Trger geist-licher Wrden durch den Besitz von Land und Leuten frstliche Lehentrger der Krone geworden waren. Diese Doppelstellung brachte diese selbst leicht in die Klemme. Der Papst konnte, wenn er in Sachen der Metropoliten, Bischfe und bte richtete oder vermittelte, leicht in das Gebiet der Krn-rechte bergreifen. Anderseits war der Kaiser der Versuchung ausgesetzt, die geistlichen Groen ganz wie die weltlichen zu behandeln und die kirchlichen Rechte zu verletzen; unzweifelhaft aber geriet er mit dem Papste in einen frmlichen Kampf, wenn er sich die unmittelbare Oberherrschaft der Italien und Rom verschaffen, die Selbstndigkeit der italienischen Staaten vernichten wollte; denn wenn der Papst zum Diener des Kaisers herabsank, htte er mit seiner Unabhngigkeit die eine Grundlage seiner universalen Wirksamkeit verloren: die von den Weltverhltnissen bedingte. Deshalb sprachen sich alle andern christlichen Nationen fr den Papst und gegen die Kaiser aus, welche die kaiserliche Oberherrlichkeit der Italien mit Gewalt in die Herr-schast der deutschen Könige der Italien verwandeln wollten. Dann fochten die krftigsten italienischen Staaten mit ihrer Selbstndigkeit zugleich die Sache des Heiligen Stuhles aus, und in der Regel fand der Papst in Deutschland selbst seine mchtigsten Bundesgenossen, da die deutschen Fürsten unablssig bestrebt waren, ihre eigene Macht auf Kosten der kniglichen zu verstrken, und dann am erfolgreichsten vorgehen konnten, wenn sie als Verteidiger ppst-licher Rechte aufzutreten Gelegenheit fanden.
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