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1. Vaterländische Geschichte - S. 87

1902 - Wiesbaden : Behrend
wegnng meinten es gut. Sie setzten es durch, daß das Volk an der Gesetzgebung Anteil erhielt, und daß alle Unterthanen vor dem Gesetze gleich waren. Aber bald drängten sich verderbte Menschen an die Stelle jener Edeldenkenden, und es kam zu Greueln, wie sie noch nie geschehen waren. Viele Vornehme flohen vor der Wut des Volkes ins Ausland; der rechtschaffene König Ludwig Xvi. blieb schütz- und ratlos zurück. Das rasende Volk schonte auch seine geheiligte Person nicht mehr; er wurde abgesetzt, ins Gefängnis geworfen und schließlich von dem entarteten Volke mit seiner Gemahlin Marie Antoinette unschuldig zum Tode verurteilt und enthauptet (1793). Die verworfensten Menschen standen nuu an der Spitze der Regierung, und eine schreckliche Zeit begann für die neue Republik. Alle, die es nicht mit dem wütenden Volke hielten, wurden auf das Blutgerüst geschleppt, und viele hochverdiente Männer fanden ein gewaltsames Ende. Es war sogar eine zeitlang verboten. Gott anzubeten, und die Gotteshäuser lagen beraubt und verwüstet. Das ganze blühende Reich fiel in Trümmer und begrub das Glück und die Freiheit seiner Bürger. Diese Greuelthaten sind für ewige Zeiten ein abschreckendes Beispiel dafür, wohin die Revolution ein irregeleitetes Volk führt! Wahr bleibt das Wort des Dichters; „Gefährlich ist's, den Leu zu wecken, Verderblich ist des Tigers Zahn; Jedoch der schrecklichste der Schrecken, Das ist der Mensch in seinem Wahn." 4. Die Einwirkung der Revolution auf Preußen. Die schrecklichen Vorgänge in Frankreich erfüllten ganz Europa mit tiefem Abscheu. Besonders Friedrich Wilhelm Ii. drang darauf, mit Waffengewalt wieder Ordnung in Frankreich herzustellen. Er verbündete sich mit Österreich und überzog schon 1792 Frankreich mit Krieg. Da riefen die Franzosen das ganze Volk zu den Waffen, und vor einem starken französischen Heere mußten sich die Verbündeten zurückziehen. Zwar erfocht der Preußenkönig in den zwei folgenden Jahren 1793/94 zwei Siege bei Kaiserslautern, aber die Uneinigkeit der deutschen Fürsten ließ sie nicht zum gemeinsamen Handeln kommen. Als nun Friedrich Wilhelm Ii. noch in Geldverlegenheit geriet, fchloß er voll Mißmut den Frieden zu Basel (1795), in welchem die preußischeu Besitzungen am linken Rheinufer den Franzosen vorläufig überlassen werden mußten. Damit war der erste Schritt geschehen, Preußen von seiner hohen Machtstellung herabsinken zu lassen. So geht es den Deutschen, wenn sie uneinig sind! 5. Erwerbungen. Unter der Regierung Friedrich Wilhelms Ii. wuchs das Land um nahezu 2000 Quadratmeilen. Weil in Polen fortwährend Hader und Zwistigkeiten herrschten, kam es 1793 und 1795 zur 2. und 3. Teilung Polens. Preußen erhielt Danzig nebst Thorn, einen Teil der heutigen Provinz Posen und andere Gebiete Polens, welche schon nach wenigen Jahren an Rußland fielen. Die Einwohnerzahl Preußens stieg dadurch um mehr als zwei Millionen. 6. Sein Lebensende. Der glänzende Hofhalt und die kostspieligen Feldzüge hatten fast 150 Millionen Mark Schulden gebracht. Diese Schuldenlast, der übermäßige Zuwachs an fremdem Land und die schlaffe Regierung, welche sogar das Heer vernachlässigte, ließen die Zeiten tiefster Erniedrigung Preußens unaufhaltsam herankommen. Im Alter von 53 Jahren starb Friedrich Wilhelm Ii. (1797).
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