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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 223

1889 - Leipzig : Hirschfeld
Kurfürst Friedrich August Ii. 223 und Prunksucht zu befriedigen. Sein Haushalt war wahrhaft frst-lich; der Prunk in den Gemchern, der Aufwand fr Tafelgensse, Kleidung, Lustbarkeiten :c. ging ins Unglaubliche.*) Seine Diener-schaft allein belief sich auf 200 Personen, eben so stark war seine von ihm hochbezahlte Leibwache, und der jhrliche Aufwand im Brhl-schen Hause betrug darum mehr als eine halbe Million Thaler. Daher suchte er die Zugnge zu seiner Privatkasse auf alle Weise zu erweitern. So kam es, da seinen acht Sekretren, denen er die ganze Staatsverwaltung berlie, alles kuflich war und selbst die stdtischen Ratsstellen auf ihre Empfehlungen oder Befehle hin gegen Geldentschdigung besetzt wurden. Brhl trug kein Bedenken, Staats-gter zu veruern, Anleihen auf sie zu entnehmen und die Abgaben willkrlich zu erhhen. Eben so wenig machte er sich ein Gewissen daraus, die Uuterthauen, selbst Witwen und Waisen, um ihre Er-sparnisse zu bringen. Dabei nahm er sehr willfhrig Geschenke vom Könige und von Unterthanen, so da es ihm ein leichtes war, mehre der schnsten Herrschaften in Sachsen und Polen an sich zu bringen, deren Wert vor Ausbruch des siebenjhrigen Krieges sich auf nahe an 6 Millionen Thaler belief. Die Triebfedern, denen Brhl's Handlungen im Dienste seines Knigs und des Staates entsprangen, waren lediglich Hab und Herrschsucht, Ehrgeiz, Eitelkeit und Prunk-sucht. Wenn er seinem Fürsten die Mhe der Regierung abnahm, fr dessen Ruhe und Unterhaltung, sowie fr das Vergngen und den Glanz seines Hofes sorgte, so glaubte er, wie er sich dessen in seinem Testamente mit wahrer Selbstzufriedenheit rhmte, seine Pflich-ten gegen denselben vollkommen erfllt zu haben. Gleich nach dem Tode des Kurfrsten legte er wegen geschwchter Gesundheit seine Stelle nieder und folgte bereits nach 22 Tagen demselben im Tode nach. Jedenfalls wrde Friedrich August ohne den verderblichen Einflu, welchen Graf Brhl auf ihn auszuben verstand, mehr zum besten seines Landes gethan haben. Trotzdem verdankt ihm dasselbe auer prachtvollen Bauten, wie die katholische Hofkirche in Dresden durch den Baumeister Chiaveri und den Bildhauer Matthielli, *) Unter Brhl's Nachla, der welchen er bis auf den Brillanten-Hem-denknopf unter dem Halse" testamentarisch verfgte, befanden sich unter anderem an Pretiosen: 87 Ringe, 843 Tabatieren, 55 Etuis, 102 Taschenuhren, 75 Degen und Hirschfnger, 29 spanische Rohre, 67 Riechslschchen ic. smtlich auf 376,000 Thaler abgeschtzt. Unter der auf nahe an 54,000 Thaler angegebenen Garderobe befanden sich unter anderem 198 gestickte Kleider nebst doppelten Westen, 43 Schlafrcke, 47 Pelze, 17 Muffe :c. Trotzdem, da Brhl durch den Krieg einen Ver-lust von 4 bis 5 Mill. Thlr. erlitten, verblieb doch bei seinem Tode, nach Abzug der Schulden, noch ein Vermgen von 1,539,346 Thalern
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