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1. Das Neunzehnte Jahrhundert - S. 30

1900 - Hamburg : Boysen
— 3° — Zugleich führte Schill in der Nähe von Kolberg einen abenteuerlichen Parteigängerkrieg, und Gneisenau vernahm mit neidloser Freude, wie die Masse des Volkes ihn als den Helden des Vaterlandes pries. Da führte der unbeständige Sinn Kaiser Alexanders die Entscheidung herbei. Es kam im Juni des Jahres 1807 zu einer neuen Schlacht, und die Russen, welche hier dem Feinde allein gegenüberstanden und unvorsichtiger Weise, ohne die Stärke des Gegners zu kennen, sich in die Schlacht eingelassen hatten, wurden gänzlich geschlagen. Jetzt verlor Alexander — gerade wie nach der Schlacht bei Austerlitz — allen Mut: er fürchtete einen Aufstand im russischen Polen, seine Generale waren fast alle Gegner des Krieges — und ohne seinem Bundesgenossen auch nur die Mitteilung davon zu machen, bot Alexander dem französischen Kaiser einen Waffenstillstand an. Napoleon war sehr erfreut: noch reichten seine Kräfte nicht aus, um den Krieg ins Innere Russlands zu tragen; auch beunruhigte ihn die Haltung Österreichs, das gerade jetzt einen Boten an die Verbündeten geschickt hatte. Napoleon nahm also den Waffenstillstand an, und es gelang ihm, bereits nach wenigen Tagen mit Alexander ein Schutz- und Trutzbündnis gegen England abzuschliessen. Er gewann Alexander damit, dass er ihm als Lockspeise die Herrschaft über Osteuropa zeigte. Alexander hoffte, dass er zunächst als Bundesgenosse Napoleons seine Lieblingspläne, Finland zu erobern und auf der Balkanhalbinsel festen Fuss zu fassen, verwirklichen und späterhin den Kampf gegen Napoleon unter glücklicheren Umständen und mit besserem Erfolge wieder aufnehmen könne. Erst nachdem die beiden Kaiser sich geeinigt hatten, wurde auch der verlassene Bundesgenosse herbeigerufen. Bis fast der letzte Fussbreit Landes verloren war, hatte der König ausgehalten; jetzt musste er sich Napoleon unterwerfen; aber auch als Besiegter blieb er stolz und zurückhaltend. Er meinte, dass eine Unterredung zwischen seiner Gemahlin Luise und Napoleon dem Lande mildere Friedensbedingungen verschaffen werde, und Luise war bereit, ihrem Lande den Dienst, den der König von ihr verlangte, zu leisten, obgleich Napoleon sie in seinen Bulletins als Urheberin des Krieges hingestellt und sie mit Anklagen und Hohn überschüttet hatte. Aber die Unterredung war erfolglos; ihre Bitten glitten von Napoleon ab — so drückte er sich selber aus — wie das Wasser vom Wachstuch. Dann wurde in Tilsit die Friedensurkunde unterzeichnet. Alles Land links von der Elbe und alle Gebiete, welche Preussen durch die beiden letzten Teilungen Polens sich angeeignet hatte, gingen verloren. Preussen behielt von den 6000 Geviertmeilen, welche der Staat vor dem Kriege besass, nur 2800, war also nur noch wenig umfangreicher als im Jahre 1740 und dazu weit ungünstiger gestellt. Er war auf das rechte Elbufer zurückgedrängt, aller seiner Aussen-
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