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1. Das Neunzehnte Jahrhundert - S. 52

1900 - Hamburg : Boysen
— 52 — fast nie würdigte er die Landkarte eines Blickes und konnte daher auch niemals weitergehende kriegerische Anordnungen treffen. Aber er besass viel natürlichen Scharfblick: er war ein gewiegter Menschenkenner, der jeden an der rechten Stelle zu packen wusste; mit grösster Sicherheit fand er überall schnell das Wesentliche; Entwürfe, die ihm geschultere Militärs (Gneisenau) vorlegten, fasste er rasch auf und führte sie wie seine eigenen Gedanken vortrefflich aus. Er war gegen jedermann offen, freimütig nach oben, herzlich und wohlwollend nach unten. Niemals, auch nicht in den peinlichsten Lagen, verlor er die Fassung; Unfälle konnten ihn wohl zur Vorsicht mahnen, aber nicht seine Raschheit und Thatenlust hemmen. Mit gewaltigem Zorne, immer bestrebt, den härtesten Strauss zu bestehen, führte er seine Kriegsvölker gegen den Feind. ,,Immer vorwärts!“ war sein Losungswort, und Marschall Vorwärts wurde sein Ehrenname. In dem ungeheuren Kampfe hob sich die Gestalt des Greises höher und höher: zuletzt blieben als erste Kämpfer nur er und der gewaltige Kaiser, und Blücher war es, der endlich dem Riesen das Schwert zerbrach und ihn vom Throne herunterstiess. Im Jahre 1813 zog sich der Kampf zuletzt um Leipzig zusammen. Dort hatte Napoleon sein Heer zum Entscheidungskampfe aufgestellt. Seine Truppen bildeten im Osten der Stadt einen Halbkreis. Hinter sich hatten sie die Stadt und die Auen, ein weites Wald- und Sumpfgebiet. Am 16. und 18. Oktober kam es dort zu furchtbaren Schlachten (namentlich bei Möckern, Wachau und Liebertwolkwitz). Von Süden her griff Schwarzenberg an, von Norden her Blücher, und am zweiten Schlachttage erschien auch die Nordarmee und schob sich von Osten her in die Lücke zwischen Blücher und Schwarzenberg ein. Am Abend des zweiten Tages hatte Napoleon keine Hoffnung mehr, einen Erfolg zu erringen, und musste den Rückzug nach Westen, durch die Stadt, über die Elsterbrücke und auf dem einzigen Damme, welcher durch die Auen hindurchführte, anordnen. Am nächsten Morgen, am 19. Oktober, griffen die Verbündeten von 3 Seiten her Leipzig an. Vergebens versuchten die Vasallen Napoleons, die Rheinbündner, Polen und Italiener, denen er die Deckung des Rückzugs übertragen hatte, die Stadt zu halten. Die Thore wurden erstürmt, die Verbündeten drangen von 3 Seiten her ein und begrüssten sich jubelnd auf dem Marktplatz. In Deutschland konnte Napoleon sich nicht länger halten, und er begab sich auf das linke Ufer des Rheins zurück. Dort brach im französischen Heer ein Nervenfieber aus, das die meisten Soldaten dahinraffte. Einige Wochen lang war Frankreich widerstandslos jedem Angriff der Feinde preisgegeben. Aber die Verbündeten benutzten die Notlage des Gegners nicht; sie zögerten, den Rhein zu überschreiten. Denn unter den Fürsten, Feldherrn und Staatsmännern wurden allerlei kleinmütige und selbstsüchtige Bedenken rege. Besonders wünschte der Wiener Hof, dass der Krieg am Rhein sein Ende finde: er meinte, Österreich könne
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