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1. Das Neunzehnte Jahrhundert - S. 96

1900 - Hamburg : Boysen
— g6 — Lage beim Tode Friedrichs Vii. Der Nachfolger Friedrichs Vii. wurde Christian Ix., der bereits 1852 von den Grossmächten als Erbe des dänischen Thrones anerkannt war. Aber am selben Tage, da in Kopenhagen Christian als König ausgerufen wurde, machte der Prinz von Augustenburg bekannt, dass er als Herzog Friedrich Viii. kraft seines Erbrechtes die Regierung Schleswig-Holsteins antrete; zugleich rief er den Schutz des deutschen Bundes an und gelobte, die Verfassung Schleswig-Holsteins und die Rechte seines Volkes zu achten. Die Frage war demnach, ob die Herzogtümer Christian Ix. oder Friedrich Viii. zufallen sollten. In den Herzogtümern war die Stimmung anfangs geteilt. Als aber bekannt wurde, dass König Christian die neue Verfassung genehmigt habe — er fürchtete, dass sonst seine Hauptstadt sich gegen ihn empöre und er seine Krone verlieren werde — da war der Abfall in Schleswig-Holstein allgemein. In wenigen Tagen war das ganze Land von der Elbe bis zur Königsau eines Sinnes. Die meisten Geistlichen, Lehrer, Schulzen und anderen Beamten weigerten sich, dem Protokollprinzen zu huldigen. Landtage und Ritterschaft traten zusammen, um Hilfsgesuche an den deutschen Bund zu richten. Zu bewaffneter Erhebung kam es freilich nicht. Das Volk war ungerüstet, und überall im Lande standen dänische Truppen. Alle Blicke, alle Hoffnungen richteten sich auf Deutschland. Die letzten Vorgänge in Kopenhagen hatten Deutschland aufs klarste gezeigt, dass die Herzogtümer durch Verträge mit Dänemark nicht geschützt werden konnten. Nur e i n Weg schien vorhanden, das Deutschtum in den Herzogtümern zu erhalten, Schleswig-Holstein musste von Dänemark losgelöst werden, man musste den Augusten-burger anerkennen und unterstützen. Den deutschen Fürsten war das Londoner Protokoll von jeher verhasst. Welches deutsche Fürstenhaus war denn noch seines Thrones sicher, wenn die Grossmächte in dieser Sache ihren Willen durchsetzen durften ? Und das deutsche Volk war längst darüber ergrimmt, dass der Bundestag bisher der dänischen Willkür so unthätig zugesehen hatte. Aus den Kammern, aus Vereinen, aus Versammlungen, von überall her erscholl der Ruf, die Ehre Deutschlands verlange, dass man Schleswig-Holstein schütze, die Herzogtümer dem Augusten-burger gebe, und auch der Bundestag neigte sich je länger, je mehr auf die Augustenburger Seite. Aber die preussische und die österreichische Regierung, welche das Prokokoll unterzeichnet hatten, dachten anders. Allerdings fasste Bismarck die Befreiung der Herzogtümer auch ins Auge. Aber er war fest entschlossen nicht vom Londoner Vertrage abzuweichen. Preussen sollte demnach König Christian wirklich als Herzog von Schleswig-Holstein anerkennen. Denn Österreich und die fremden Mächte erklärten den Londoner Vertrag für schlechthin verbindlich und wären jedenfalls für Christian ein-
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