Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ende der Französischen Revolution - S. 15

1905 - Hamburg : Boysen
— 15 — Als die französischen Soldaten einige Stunden lang ihre Zerstörungsarbeit getan hatten und nach Mannheim abzogen, belief sich die Zahl der völlig zerstörten Häuser nur auf einige 30. Um so gründlicher wurde in den nächsten Tagen in der weiten Rheinebene nachgeholt, was die Melacschen Reiter noch zu tun übrig gelassen hatten; das Land zwischen Heidelberg, Mannheim und der Bergstraße ward tatsächlich in eine Wüste verwandelt. — Dann kam die Reihe an Mannheim. Schon im Januar hatte Louvois den Bewohnern der Stadt ankündigen lassen, daß der König ihre Stadt völlig zerstören wolle; ihnen werde anheimgegeben, sich im Elsaß niederzulassen. Aber erst im März, drei Tage nach dem Heidelberger Brande, schritt man zur Ausführung. Da die Bürgerschaft sich weigerte, dem französischen Befehle gemäß die Häuser selbst abzubrechen und ihre Habe von dannen zu führen, fingen die französischen Soldaten an, die Stadt zu zerstören. Das Abreißen der Häuser ging jedoch zu langsam von statten, und darum wandte man auch hier das rascher arbeitende Feuer an, und wo auch das nicht ausreichte, bei Kirchen z. B., wurde mit Sprengen nachgeholfen. Der Befehl Louvois’ wurde buchstäblich ausgeführt; von der wohlhabenden Stadt blieb nur ein Trümmerhaufen übrig. — Von Mannheim aus ging es weiter nach Speier und Worms. Die beiden Reichsstädte hatten sich den Franzosen ergeben. Aber man sah sich außerstande, sie zu verteidigen, und um sie nicht den nachdringenden Deutschen als Stützpunkte für ihre weiteren Unternehmungen zu überlassen, wurde von Louvois angeordnet, daß auch sie niedergebrannt werden sollten. In den letzten Tagen des Mai wurde das Urteil an den beiden alten Bischofstädten gleichzeitig vollstreckt. Auch die Kirchen wurden nicht verschont; selbst die alten Kaisergräber im Speierer Dom wurden zerstört und entweiht. Je länger die Greuel währten, um so grausamer wurde das Quälen, Rauben und Plündern durch die verwilderten Soldatenmassen, deren die eigenen Führer nicht mehr Herr waren. Zahllose Dörfer, Flecken und Kleinstädte auf und nieder in den Landen am Rhein, befestigte und offene Orte, katholische und protestantische, fielen den Mordbrennern zum Opfer. Das verheerende Treiben dauerte bis in den Spätherbst. Französische Tracht, Sprache und Sitte in Deutschland. Schließlich soll noch erwähnt werden, daß Frankreich damals nicht bloß Eroberungen mit den Waffen machte, sondern auch in bezug auf Tracht, Sprache und Sitte einen weitgehenden Einfluß auf Deutschland ausübte. — Ehemals hatten sich die vornehmen Kreise Deutschlands in ihrer Kleidung nach spanischen Vorbildern gerichtet. Im 17. Jahrhundert drang immer siegreicher das französische Beispiel vor und verdrängte die Mühlsteinkragen und die ausgepolsterten Hosen und Wämser nach spanischem Geschmack. An die Stelle der steifen spanischen Würde trat die bequemere Anmut der Franzosen. Kostbare Stoffe, wertvoller Perlenschmuck an Wams und Hut, feine Spitzen kamen immer mehr in Gebrauch bei Männern und Frauen. Eifrig wurde der Wechsel der französischen Mode beobachtet, und andächtig, häufig auch geschmacklos, wurde alles Neue,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer