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1. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ende der Französischen Revolution - S. 50

1905 - Hamburg : Boysen
— 50 - trag zustande, durch welchen jede der beiden Mächte sich verpflichtete, im Falle eines feindlichen Angriffs der anderen mit 24000 Mann beizustehen. Der Kurfürst von Sachsen, als August Iii. zugleich König von Polen, und sein Minister Brühl wußten um die feindseligen Pläne gegen Friedrich, wennschon Sachsen zu den Vereinbarungen der Mächte nicht hinzugezogen worden war. Sachsen sollte, wie man in Wien und Petersburg erwartete, erst dann für die gemeinsame Sache eintreten, „wenn der Ritter im Sattel wanke“. Aber im geheimen wurde von Sachsen aus gegen den verhaßten Nachbar gehetzt und gewühlt; man hoffte dort, daß in dem bevorstehenden Kampfe Brandenburg unterliegen und Sachsen dann einen nicht geringen Zuwachs an Land und Macht erhalten werde. Durch Verrat hatte Friedrich erfahren, daß die übrigen Mächte etwas gegen ihn im Schilde führten, und er war entschlossen, durch unverzügliches Vorgehen zu verhindern, daß die große Gefahr noch größer oder gar unüberwindlich werde. Die Verschwörung, meinte er, sei da; vielleicht werde ein erfolgreicher Angriff sie wieder zerteilen. Werde das Haupt der Verschwörung, Österreich, derart getroffen, daß ihm die Fortführung des Kampfes im nächsten Jahre unmöglich falle, so würde den Verbündeten bei der Aussicht, die ganze Last auf die eigenen Schultern nehmen zu müssen, die Lust am Kriege vergehen. Im August 1756 überschritten die Preußen die sächsische Grenze, und Friedrich besetzte das ganze Kurfürstentum. Die sächsischen Truppen mußten sich bei Pirna ergeben. Der Kurfürst und sein Minister Brühl verließen das Land vertragsmäßig und begaben sich nach Polen. Das Vorgehen Friedrichs erregte an allen Höfen, am Reichstage und in der Presse einen Sturm der Entrüstung. Aber auf den König machte das nicht den mindesten Eindruck. „Was hat es denn eigentlich mit dem schrecklichen Worte Angreifer auf sich?“ schrieb er später, „Es ist eine Vogelscheuche, mit der man nur Feiglingen Angst einjagt. Besorgnis aber war hier nicht am Platze, in einer Lage, in der das Heil des Staates auf dem Spiele stand. Der wahre Angreifer ist ohne Zweifel der, welcher den andern zwingt, sich zu bewaffnen und ihm durch einen minder schwierigen Krieg, der einen gefahrvolleren verhütet, zuvorzukommen. Mochten schließlich die Feinde des Königs ihn des Friedensbruches anklagen oder nicht, es kam auf dasselbe heraus und änderte am Kern der Lage nichts; denn die Verschwörung der Mächte Europas gegen Preußen war fix und fertig. Die Kaiserin-Königin, die Kaiserin, die Könige von Frankreich und Polen waren einig, so daß der König weder einen Freund weniger, noch einen Feind mehr zu erwarten hatte. Schließlich handelte sich’s um das Wohl des Staates, um den Bestand des Hauses Brandenburg; wäre es nicht in einem so ernsten, so folgeschweren Augenblick ein unverzeihlicher politischer Fehler gewesen, sich mit leeren Förmlichkeiten aufzuhalten, von denen man sich im gewöhnlichen Lauf der Dinge nicht entfernen soll, aber denen man sich nicht unterwerfen darf in außerordentlichei> Fällen, wo Unschlüssigkeit und Langsamkeit alles verdorben hätten, und
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