1913 -
Landshut
: Hochneder
- Autor: Köppl, W., Bosl, G.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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70 im Jahre 1905 gestiegen. Die Schnelligkeit des Nachrichtenverkehrs erfuhr mit der Einführung des Telegraphen und Telephons eine früher ungeahnte Steigerung, so daß gewisse Geschäfte, mit denen früher ein besonders großes Risiko verknüpft war, .tote der Handel in auswärtigen Wechseln, jetzt zu den allersichersten gehören.
Nicht minder hat der Verkehr zu Wasser durch die Schnelligkeit und Tragfähigkeit der Schiffe gewonnen.*) Die erste europäisch-ame-rikanische Überfahrt (1819) dauerte 840 Stunden; heute beansprucht sie etwa 130 Stunden. Von der Entwicklung der Tragfähigkeit der Schiffe vermögen wir uns ein zutreffendes Bild zu machen, wenn wir bedenken, daß 1798 zur Überführung von 38000 Mann französischer Landungstruppen nach Ägypten 330 Fahrzeuge nötig waren. Die deutschen Truppen, die im Jahre 1900 in der Stärke von etwa 22000 Mann nach China gingen, wurden auf 20 Schiffen befördert.
Welch unermeßlichen Umfang der Verkehr angenommen hat, zeigen uns folgende Zahlen: Auf den deutschen Binnenwasserstraßen wurden 1875 erst 2,9, im Jahre 1900 dagegen 11,5 Milliarden Tonnenkilometer geleistet, während ans die Eisenbahnen 1875 eine Leistung von 10,9 und 1900 eine solche von 36,9 Milliarden Tonnenkilometer entfiel. Die deutsche Seehandelsflotte stieg 1871—1908 von 1,1 anf 11,7 Millionen Tonnen. Sie wurde die zweite Handelsflotte der Welt, Hamburg der erste Hafen des europäischen Festlandes. Der Gesamtverkehr in den deutschen Häfen wuchs 1873/1903 von 12 auf fast 42 Millionen Tonnen. Die deutsche Einfuhr stieg 1894/1907 von 4285 auf 8747, die Gesamtanssnhr von 3051 auf 6845 Millionen Mark.
3. Innere Verschiebung der Bevölkerung.
Das Wachstum der Industrie und die Ausdehnung des Handels und Verkehrs haben eine gewaltige innere Verschiebung der Bevölkerung zur Folge gehabt. Die industrielle Ausdehnung verlangte immer mehr Arbeitskräfte, die aus der Landbevölkerung kamen. Infolgedessen ging der von der Landwirtschaft lebende Teil des Volkes immer weiter zurück und zwar im Zeitraum 1882/1907 von 42,5 auf 28,6 o/g, in Sachsen sogar auf 15 o/g, obwohl die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe von 51/4 auf 53/4 Millionen und der Umfang der landwirtschaftlich benutzten Fläche von 40 auf mehr als 43 Millionen Hektar stieg. Infolge der Aufsaugung großer Mengen Arbeitskräfte durch die Industrie entstanden die Groß- und Millionenstädte. Während sich in den Jndnstriemittelpnnkten große Menschenmassen zusammenballten,
*) Eine wesentliche Hebung erfuhr der Seeverkehr durch die Anlage großer, meerverbindender Kanäle, unter denen in erster Linie der 1869 eröffnete, 160 km lange Suezkanal zu erwähnen ist, ein Riesenwerk, dessen Gesamtkosten stch auf über 400 Millionen Franken stellten. Eine bedeutende Abkürzung der Verbindung zwischen Nord- und Ostsee stellt der 1895 fertiggestellte Kaiser-Wilhelm-Kanal dar. Am 1. Juli 1913 kommt der Panama-Kanal zur Eröffnung.
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