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1. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 36

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
36 Iv. Die Zeit des Verfalls der Aaisernracht. tiefen Graben. Auf jedem Thore wohnte eine Wächter; der mußte die Thore öffnen und schließen und die Zugbrücke, die über den Stadtgraben führte, aufziehen und niederlassen. Nachts waren alle Thore geschlossen. In weiterer Entfernung von der Stadt wurden auf Anhöhen und an wichtigen Straßen Warttürme erbaut, die ebenfalls von Wächtern bewohnt waren. Von Warte zu Warte lief ein Graben mit Wall, an dem dichtes Buschwerk wuchs. Das war die Landwehr. Drohte Gefahr, so meldete der Wächter durch verabredete Zeichen die Ankunft des Feindes nach der Stadt. — Die befestigte Stadt glich einer großen Burg; daher nannten sich die Bewohner Bürger. Wie der Ritter seine Burg, so mußten die Bürger ihre Stadt verteidigen. Daher besaß jeder Bürger Rüstung und Waffen und übte sich im Gebrauch derselben. Die wehrhafte Bürgerschaft ordnete sich nach Zünften, und ein Stadthauptmann führte sie in den Kampf. In Zeiten der Not rüstete die Stadt auch Kriegsknechte aus, die Sold erhielten. Alljährlich hielt die Bürgerschaft ein Schützensest, wobei die besten Schützen Preise bebekamen und der beste zum Schützenkönig ausgerufen wurde. Belagerung einer Stadt. Nahte ein Feind, so ertönte die Sturmglocke; die bewaffnete Bürgerschaft sammelte sich auf dem Marktplatze, und der Stadthauptmann gab Befehl, wo und wie die Stadt verteidigt werden sollte. Die Thore wurden geschlossen, die Zugbrücken aufgezogen, und Gilden und Söldner nahmen ihre Plätze hinter Mauern und Türmen. Die Feinde schritten zur Belagerung. Sie führten Sturmböcke herbei und versuchten damit die Mauern und Thore einzurennen, stellten Wurfmaschinen auf, mit denen sie dicke Steine in die Stadt schleuderten, suchten auf Sturmleitern und hölzernen Belagerungstürmen die Mauern zu erklimmen, und warfen brennende Pechkränze in die Gebäude; denn Kanonen und andere Feuerwaffen gab es damals noch nicht. Die Belagerten standen indes hinter den Zinnen und auf den Türmen und sandten wohlgezielte Pfeile und Steine in „die Reihen der Feinde, machten listige und kühne Ausfälle und gossen siedendes Öl, Pech oder heißes Wasser ans die Stürmenden hernieder. 5. Die Hansa. Unter dem Fehdewesen und der zunehmenden Unsicherheit hatte der Handel der deutschen Städte arg zu leiden. Wurde das Handelsgut auf Straßen und strömen in den Verkehr gebracht, so überfielen gar oft raublustige Ritter die vorüberziehenden Wagen und Schiffe, zwangen den Eigentümer zur Zahlung hoher Zölle, oder führten ihn samt seiner Habe gefangen fort, um ihn nur gegen hohes Lösegeld wieder freizugeben. Ohne sicheres Geleit von Reisigen und Knechten konnte kein Frachtwagen durchs Land fahren. Da schloffen die großen Handelsstädte, an ihrer Spitze Lübeck und Hamburg, einen Bund, die Hansa, stellten gemeinschaftlich ein Söldnerheer auf und rüsteten Kriegsschiffe aus, um Handel und Habe zu Lande und zu Wasser zu schützen. Die Raubritter hatten nun üble Tage: ihre Burgen wurden belagert und zerstört; sie selbst zierten die Galgen. Nicht besser erging es den Seeräubern; eine Flotte lief gegen sie aus, vernichtete ihre Fahrzeuge und ersäufte deren Mannschaften. Mit der Zeit gehörten mehr als sechzig Städte der Hansa an. Fürsten und Länder bemühten sich um ihre Freundschaft. Die deutschen Kaufleute zogen unter ihrem Schutze weithin nach England und tief nach Rußland hinein. Zu Lübeck wurden die Hansatage oder Bundes-
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