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1. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 50

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
50 V. Oie Zeit der Reformen. dieses Gelübde aus und trat (1505) in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. Seine Eltern wußten nichts davon. Im Kloster las er fleißig in der Bibel. Die Mönche aber sagten ihm: „Mit Betteln und nicht mit Studieren dient man dem Kloster." Luther that die niedrigsten Ar- beiten, fegte die Zellen, läutete die Glocke, hütete die Thür und ging barfuß mit dem Bettelsack durch die Straßen, die er früher als Student durchzogen hatte. Ruhe für seine Seele aber fand er nicht. Oft schloß er sich mehrere Tage in seiner Zelle ein. Als er einst wieder einige Tage einsam in der Zelle zugebracht hatte, erbrachen einige Freunde die Thür und fanden ihn ohnmächtig am Boden liegend. Erst als sie mit einigen Chorknaben im Kreuzgewölbe einen feierlichen Choral anstimmten, brachten sie ihn wieder zur Besinnung. Ein alter treuer Klosterbruder aber suchte ihn mit den Worten der Schrift zu trösten: „So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werk, allein durch den Glauben!" Das machte auf Luther einen gewaltigen Eindruck und beruhigte ihn endlich. 3. Als Professor und Toklor der Theologie. Drei Jahre war Luther im Kloster gewesen, da berief ihn der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen als Professor an die neugegründete Universität Wittenberg. Bald darauf erwählte ihn der Rat der Stadt auch zum Prediger. Einmal mußte Luther eine Reise nach Rom machen. Er dachte: „Je näher nach Rom, desto frommer die Leute." Aber er mußte erfahren, daß Priester und Mönche ohne Andacht Gebete plapperten und Messe hielten und ihn wegen seiner Frömmigkeit verspotteten. In Rom hatte man die Treppe vom Gerichtshause in Jerusalem, die Pilatustreppe. Wer betend, auf den Knieen die Stiege hinaufrutschte, der sollte reichen Ablaß empfangen. Den begehrte auch Luther; aber während er die Stufen erklomm, war es ihm, als höre er immerfort die Worte: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben!" Luther erwarb sich auch die Würde eines Doktors der Theologie. Da mußte er eidlich geloben, die heilige Schrift sein lebelang zu studieren und gegen alle Irrtümer zu verteidigen. Den Schwur hat er treulich gehalten. Luthers Vater hatte einst gezürnt, daß der Sohn heimlich ins Kloster gegangen war; jetzt freute er sich wieder seines Sohnes. Eifrig forschend in der Schrift, lehrend und predigend lebte Luther in Wittenberg, bis die Zeit kam, da er als Streiter auf den Plan gerufen wurde. 30. Kirthers Familienleben und Tod. 1. Begründung des evangelischen Pfarrhauses. Durch Luthers Lehre verloren die Klöster und das Leben der Mönche ihr Ansehen; denn man glaubte nun, daß man Gott in der treuen Erfüllung eines weltlichen Berufs ebensowohl und vielleicht noch besser dienen könne als im Kloster. Viele Mönche und Nonnen hielten sich daher an ihr Gelübde nicht mehr gebunden und verließen das Kloster. Auch die Ehelosigkeit der Mönche und Geistlichen galt nicht mehr als besonderes Verdienst. Luther selbst wollte sich erst nicht verehelichen. weil er meinte, er würde über kurz oder lang doch einmal als Ketzet verbrannt. So blieb er denn im Augustinerkloster zu Wittenberg wohnen, betrachtete sich aber nicht mehr als Mönch und vertauschte deshalb die Mönchskleidung mit der weltlichen Kleidung eines Gelehrten. Luther hatte
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