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1. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 66

1898 - Altenburg : Pierer
66 - Wie mag es wohl während der letzten Kriegsjahre den Bewohnern Deutschlands ergangen sein? 2. Eine Plndernngsscene. Was die Bewohner unseres deutschen Vaterlandes in jenen schweren Jahren erlitten haben, das be-richtet uns ein Mann, der als Kind mit eignen Augen geschaut, was fr Schandthaten die Soldaten bei der Plnderung des vterlichen Gutes verbt haben. Er erzhlt darber: .Das erste, was diese Reiter thaten, war, da sie ihre Pferde ein-stellten; hernach hatte jeglicher seine besondere Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn ob zwar etliche anfingen zu metzgen, zu sieden und zu braten, da es aussah, als sollte ein lustig Mahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die durch-strmten das Haus unten und oben. Andere machten von Tuch Kleidungen und allerlei Hausrat groe Pcke zusammen, als ob sie irgendwo einen Krempelmarkt anrichten wollten; was sie aber nicht mit-zunehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen gehabt htten; etliche schtteten die Federn aus den Betten und slleten dafr Speck, Drrfleisch und sonst Gerte hinein; andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als htten sie einen ewigen Sommer zu verkndigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und Packten die gebogenen und verderbten Stcke ein. Bettladen, Tische, Sthle und Bnke verbrannten sie. da doch viele Klaftern drres Holz im Hofe lagen. _ Hfen und Schsseln muten endlich alle entzwei, entweder weil sie lieber Gebratenes aen, oder weil sie bedacht waren, nur eine einzige Mahlzeit allda zu halten. Unsere Magd ward dermaen mihandelt, da sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schtteten ihm einen Kbel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwrts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinweg-nahmen und in unfern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man htte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie ein Seil lim den Kopf und retteitert es mit einem Bengel zusammen, da ihm das Blut P Munt), Nase und Ohren heraussprang. In Summa, es hatte jeder feine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bednken nach der glckseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jmmerlicher Wehklage sagen muten. Die Soldaten setzten ihn nmlich zu einem Feuer, banden ihn, da er weder Hnde noch Fe regen konnte, und rieben seine Fusohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Gei wieder ablecken und also kitzeln mute, da er vor Lachen htte zerbersten mgen. Das klang so spahaft, da ich, weil ichs nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mute. In solchem Gelchter bekannte er, was man von ihm verlangte,
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