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1. Alte Geschichte - S. 91

1875 - Leipzig : Klinkhardt
— 91 — ganze Heer und bestimmte, wie viele Truppen jeder Staat stellen solle. Die Ausführung seines großen Planes mußte er freilich seinem Sohne Alexander überlassen, da er noch vor Beendigung der Rüstungen von einem seiner Diener ermordet wurde (336 v. Chr. Geb.). Philipp war gewiß ein bedeutender Mann, nur fehlte ihm, wie ich euch schon gesagt habe, die unbeugsame Rechtschaffenheit. Um sein Ziel zu erreichen, scheute er feilt Mittel, und wo die Gewalt nicht ausreichte, da nahm er seine Zuflucht zur List. In allen griechischen Staaten hatte er einige Bürger bestochen, die für schnödes Geld ihr Baterland verriethen und ihm halfen, seine Plane auszuführen. Mrnt kanu sich nicht wundern, daß er, der so viele Berräther kannte, häufig das Sprichwort im Munde führte: „Auch die stärkste Festung läßt sich leicht erobern, wenn ihr Thor rntr so groß ist, daß ein mit Gold beladener Esel hindurch kann." Biele seiner Handlungen erinnern aber doch an Epaminondas, seinen edeln Erzieher. Als man ihm einst mittheilte, daß ein Mensch, dem er nie etwas zu Leide gethan hatte, schlecht von ihm gesprochen habe, und ihn aufforderte, sich dafür zu rächen, erwiederte er: „Das thue ich nicht; denn es wäre ja wohl möglich, daß er die Wahrheit spräche. So genau kenne ich mich gar nicht!" Er bemühte sich nun, seinen Feind durch Wohlthaten zu gewinnen, und als man ihm darauf mittheilte, derselbe sei jetzt sein eifrigster Lobredner geworden, antwortete er: „Seht ihrs? Es liegt gewöhnlich nur an uns, wenn die Leute gut oder schlecht von uns sprechen." Nach der Schlacht bei Chäronea hatte er an einem schwelgerischen Mahle theil-genommen und vergaß dann in der Trunkenheit seine Würde so sehr, daß er cifif dem Schlachtfelde umhertauzte und der Besiegten spottete. Als ihm aber einer seiner Freunde zurief: „Wie? Du geberdest dich ja, als wärest du Therfites (ein unverschämter, neidischer Lästerer zur Zeit des trojanischen Krieges), und das Schicksal hat doch gewollt, daß du Agamemnon seiest!" da besaun er sich sogleich und ging beschämt in sein Zelt zurück. Einst starb einer feiner Freunde, und er weinte mehrere Tage ganz untröstlich deswegen. Als man, um ihn zu trösten, ihn aufmerksam machte, daß fein Freund doch ein hohes Alter erreicht habe, sagte er: „Für mich ist er doch zu früh gestorben; denn ich habe ihm seine treue Freundschaft noch nicht vergelten können." Einem Thebaner, der ihm viele Dienste erwiesen hatte, bot er einst ein bedeutendes Geschenk, und als dieser dasselbe zurückwies, sagte er traurig: „Ich bitte dich, nimm es doch au, damit ich das schöne Bewußtsein nicht verliere, daß mir niemand unvergolten Gutes erwiesen hat!" Einst erschienen zwei Bürger vor ihnt mit einer Klage, und er verurtheilte denjenigen, der nach feiner Meinung Unrecht hatte, zu einer Entschädigung. Der Berurtheiite aber rief: „Du thust mir Unrecht, o König, und hast gewiß nicht gut zugehört!" Philipp untersuchte die Streitsache aufs neue, und als er fand, daß er sich geirrt habe, entschuldigte er sich bei dem einen und bezahlte dem andern die Entschädigung aus seinem eigenen Schatze. Nicht
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