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1. Alte Geschichte - S. 93

1875 - Leipzig : Klinkhardt
— 93 — auszugehen und dadurch in seinem Fleiße gestört zu werden, ließ er sein Haar an einer Seite kahl scheren, und weil er mit der einen Schulter zu zucken pflegte, wenn er recht eifrig wurde, hängte er ein Schwert so über sich, daß es ihn bei der leisesten Bewegung verwunden mußte. Dabei stand er vor einem mannshohen Spiegel und konnte nun immer sehen, wenn er das Gesicht verzerrte oder mit den Armen zu wild um-hersuhr, was er wohl zu thun pflegte. Um seine Brust zu stärken und den Klang feiner Stimme zu erhöhen, lief er laut rufend einen Berg hinauf oder am Meeresstrande ans und nieder. Durch jolche und ähnliche Mittel gelang es ihm, ein fast vollkommener Redner zu werden, und als er nun wieder auftrat, sah er seine Mühe durch den größten Beifall belohnt. Und dieser Beifall blieb ihm auch später, so oft er auftrat, obwohl er niemals dem Volke schmeichelte, wie es so viele andere Redner thaten, und nicht darauf ausging, sich beliebt zu machen. Er betrachtete vielmehr seine Kunst als eine hohe und heilige, die nur drei Dingen dienen solle: 1. jedem unschuldig Angeklagten beizustehen, 2. gegen jede Sünde seiner Zeitgenossen streng aufzutreten und zu versuchen, ob sich nicht die einfache Sitte der alten Griechen wieder herbeiführen lasse, 3. seinen Mitbürgern die höchste und reinste Vaterlandsliebe einzuflößen. Dies alles war zwar eine herrliche, aber keine leichte Aufgabe, und wenn Demosthenes ihr sein ganzes Leben weihte, so mußte er selbst wohl ein ausgezeichneter Mensch sein. — Er hatte, wie ich euch schon gesagt habe, sogleich gemerkt, was Philipp eigentlich im Schilde.führe, und trat deshalb mit unermüdlichem Eifer gegen ihn auf. In seinen Reden erinnerte er die Athener an die Heldenthaten, die ihre Vorfahren unter Milttabes, Themistokles und andern gegen die Perser vollbracht, und sorberte sie auf, der weibischen Weichlichkeit und dem bequemen Wohlleben zu entsagen, die gemietheten Söldnerscharen zu entlassen und selber ihr Leben frisch und kühn im Kampfe gegen den gefährlichen Makedonier zu wagen. Leider waren seine Bemühungen lauge vergebens; denn einesteils waren die Athener zu schlaff, um sich zu einer kräftigen That zu erheben, anderntheils traten ihm auch manche Redner entgegen, die entweder von Philipp bestochen waren, wie Aefchines, oder doch ihren Staat für zu schwach hielten, um den Kamps gegen den mächtigen Makedonier aufzunehmen, wie Phöcion. Phociou war der Sohn eines armen Löffelmachers und blieb selbst sein Lebenlang atm, obwohl es ihm ein Leichtes gewesen wäre, Schätze zu sammeln, wie der unwürdige Aeschines. Wiederholt bot Philipp ihm kostbare Geschenke, um ihn für sich zu gewinnen, aber er wies sie jedes Mal entschieden zurück und sagte: „Besser arm in Ehren, als reich in Schande!" Selbst als die Athener ihn wegen seiner Feldherrntalente zum Oberanführer ihres Heeres ernannt hatten, blieb er seiner einfachen Lebensweise getreu und trug sogar seiner Frau das Wasser herbei, während sie den Teig knetete. Obwohl er in einem Kriege Ruhm und Ehre hätte gewinnen können,
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