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1. Alte Geschichte - S. 118

1875 - Leipzig : Klinkhardt
— 118 — muß ich noch den Schmerz erleben, daß der Sohn, den ich geliebt, berr ich in ^iebe zu seinem Vaterlande auferzogen, daß der Sohn, auf dessen ^.ugend ich so stolz sein konnte, die wilden Feinde herbeiführt und seine eigene Heimat mit Feuer und Schwert verwüstet? Hast du nicht bedacht, unglücklicher Sohn, daß du gegen alles streitest, was dir lieb und heilig sein sollte? Hat dein Fuß nicht gezögert, als dein Auge die Mauern erblickte, in denen deine Väter gelebt, und die noch jetzt deine greise Mutter, deine geliebte Frau und deine unschuldigen Kindlein beschützen? Kehre um, o Sohn, und mache wieder gut, was du schlecht gemacht hast, damit ich dich segnen kann, wenn meine Augen sich auf immer schließen!" Bei diesen Worten stand Eoriolan bleich da, und es bednrste kaum noch der Bitten seiner Gemahlin, um ihn zur Umkehr zu bewegen. „Ich will thun, was ihr wollt," rief er thränenden Auges, „ich will die Feinde zurückführen. Rom habt ihr gerettet, aber du hast deinen Sohn verloren, Mutter, und du deinen Gemahl, Volumuia!" Coriolan führte die Volsker zurück und sah seine Vaterstadt nicht wieder. — Ueber sein Ende lauten die Sagen verschieden; die ältesten erzählen aber, daß er noch lange hochgeehrt bei den Volskern gelebt und in seinem Alter oft geklagt habe, wie schrecklich für einen Greis die Verbannung fei. Jnzwifchen dauerten die Kämpfe zwischen den Patriciern und den Plebejern unaufhörlich fort; denn jene wollten ihre alten Vorrechte zurückgewinnen, und diese suchten vollständige Gleichheit aller Römer herbei zu führen. Fürs erste ging das Streben der Plebejer dahin, geschriebene Gesetze zu bekommen, um es den Patriciern unmöglich zu machen, nach Gutdünken bald so, bald anders zu entscheiden. Obwohl die Patricier sich lange sträubten, mußten sie doch endlich zugeben, daß 3 Gesandte nach Großgriechenland (Unteritalien) und Athen geschickt wurden, um dort die weisesten Gesetze zu sammeln. Als diese nach 2 Jahren zurückkehrten, wurden 10 Patricier (daher Zehnmänner oder Decemvirn) beauftragt, die besten Gesetze auszuwählen und zu ordnen. Zugleich übertrug man ihnen auf 1 Jahr die unumschränkte Regierung des römischen Staats und ließ während dieser Zeit alle übrigen Aemter, sogar das der Volkstribunen, aufhören. Anfangs besorgten die Decemvirn die ihnen aufgetragenen Geschäfte ganz vortrefflich, und auch ihre Gesetze fanden großen Beifall. Am Ende des Jahres behaupteten sie aber, daß sie mit ihrer Arbeit nicht ganz fertig geworden und daß es deshalb nöthig sei, ihnen die Gewalt auch für das folgende Jahr zu lassen. Um das Volk nicht mißtrauisch zu machen, bewirkte Appius Claudius, der stolzeste und herrschsüchtigste Decemvir, daß diesmal nicht wieder 10 Patricier, sondern 5 Patricier und 5 Plebejer gewählt wurden, sorgte aber dafür, daß; die letzteren sämmtlich von ihm abhängig waren. Es war ihm nämlich gar nicht darum zu thun, noch ein Jahr zu regieren, sondern er hatte die Absicht, die Herrschaft für immer zu behalten. Die übrigen Decem-virn waren ganz mit ihm einverstanden, und so verbanden sie sich durch
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