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1. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 7

1878 - Leipzig : Klinkhardt
freilich dieselbe Ansicht, die so viele heidnische Völker hatten, daß nämlich das Gute als besonderer Gott gedacht wurde und das Böse cmch, oder daß sie alles Gute in der Welt einem milden, freundlichen Gott zuschrieben und alles Böse einem tückischen Wesen. Natürlich enthielt ihre Götterlehre manche kindische und wunderliche Ansichten, aber tut ganzen genommen waren ihre Vorstellungen eben so vernünsttg und dabei viel reiner und edler als die der Griechen oder anderer Hetden. Wie manche andere Völker des Alterthums verehrten sie besonders die großen und schönen, nützlichen oder schrecklichen Dinge der Natur, sowohl Naturkörper als Naturerscheinungen (Sonne, Mond. Jahreszeiten, Winde, Gewitter, Feuer rc.) als göttliche Wesen. Nach ihrem Glauben war vor der Schöpfung der Welt nichts gewesen als em ungeheurer öder, leerer Raum, ,,die gassende Gähnung" (Ginungagap). Am nördlichen Ende derselben war ein Raum, der hieß Niflheim (Heimat der Nebel), wo alles kalt und dunkel war; am südlichen Ende aber war Muspelheim (Heimat der Flammen), die heiß und hell war. In Niflheim war ein Brunnen, aus dem sich zwölf Ströme ergossen, deren Wasser nach und nach Ginungagap ausfüllte. Auf der Seite, wo Niflheim lag, wurde das Wasser in Eis verwandelt; nach Muspelheim hin konnte es aber nicht gefrieren, weil dort die Hitze einwirkte. Gerade in der Mitte zwischen Niflheim und Muspelheim, wo Glut und Frost sich begegneten, entstand aus den warmen Tropfen ein riesiges Menschenbild Amir, der aber ein böses Wesen war und nicht für einen Gott gehalten wurde. Mit dem Riesen war auch zugleich eine Kuh entstanden, Aud umbla (die Saftreiche), aus deren Euter vier Milchströme rannen, von denen Umir sich nährte. Einst beleckte die Kuh die salzigen Eisblöcke, da kamen am Abend des ersten Tages Menschenhaare hervor, des andern Tages eines Mannes Haupt, den dritten ein ganzer Mann. Dieser Mann hieß Buri, war schön und stark und bekam später einen Sohn, der Bör genannt wurde. Börs drei Söhne, die Götter Wodan (Odin), Hönir und Loki, töbteten den Riesen Umir, und als dieser siel, da floß aus seinen Wundert so viel Blut, daß alle seine Nachkommen in demselben ertränkt wurden bis auf einen, der sich mit seinem Weibe in einem Boote rettete und das Geschlecht der Riesen fortpflanzte (Noah, Deukalion). Die Götter nahmen den gelödteten Hmir, warfen ihn in Ginungagap und fchnfen au« ihm die Welt: ans seinem Blute das Wasser, aus seinem Fleische die Erde, aus den Knochen die. Berge, ans den Zähnen, den Kinnbacken und dem zerbrochenen Gebein die Felsen und Klippen. Aus seinem Schädel bildeten sie den Himmel und erhoben ihn über die Erde mit vier Ecken oder Hörnern, unter die sie je einen Zwerg setzten: Austri, Westri, Nordn und Sudri. Des Riesen Hirn warfen sie in die Luft und schufen aus Demselben die Wolken; dann nahmen sie Feuerfunken, die aus Muspelheim aufflogen, und fetzten sie an bett Himmel.
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