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1. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 38

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 38 — sondern mußten sich täglich in den Waffen üben, damit sie stets zur-Vertheidigung des Landes geschickt waren. In die Grenzländer (die Marken) seines Reiches sandte er weise, tapfere Männer als Statthalter und schuf auch eine zahlreiche Flotte, um die großen lüften strecken schützen zu können. Den Ackerbau suchte er überall zu befördern, ließ Felder, die jahrelang wüst gelegen hatten, wieder anbauen und unternahm es sogar, die pontinischen Sümpfe (südöstlich von Rom) auszutrocknen und in fruchtbare Weiden und Äecker umzuwandeln, was ihm freilich nicht ganz gelang. Auch Gewerbe und Handel blühten unter ihm wieder empor, da er zerstörte Städte und Dörfer aus ihrem Schutt erstehen, die alten Kunststraßen, die theilweise verfallen waren, wieder herstellen und noch neue dazu anlegen ließ und Raub und Diebstahl streng bestrafte. Besonders hielt er auch darauf, daß seine Gothen bei ihren guten alten Sitten blieben, dem herrlichen Erbtheil ihrer edlen Borfahren, da er recht wohl wußte, daß ein Volk nothwendig untergehen müsse, wenn es sich von der Zucht lossage und den Lastern hingebe. Auch die Römer suchte er von den Lastern, in die sie gesunken waren, zu befreien, weil sie jenen sonst durch ihr böses Bei-spiel gefährlich werden konnten. Damit aber jedermann wissen könne, was recht sei, ließ er ein neues Gesetzbuch anfertigen, das für alle seine Unterthanen gelten sollte, uuv bestellte tüchtige und gerechte Männer zu Richtern. Wenn ein Amt zu besetzen war, das besondere Kenntnisse verlangte, sah er nicht darauf, ob der Mann, dem er es übertrug, ein Gothe oder ein Römer war, sondern nur auf die Tüchtigkeit. Weil nun seine Gothen zwar tapfer das Schwert zu schwingen wußten, aber nicht gerade viele Kenntnisse besaßen, so war es wohl natürlich, daß seine Beamten und selbst seine vornehmsten Räthe größtentheils Römer waren. Wegen seiner hohen Eigenschaften erlangte Theodorich einen solchen Ruhm, daß die Könige anderer deutschen Völkerstämme ihn um Rath fragten, von ihm ihre Streitigkeiten schlichten ließen, und daß selbst Völker, die an der fernen Ostsee wohnten, ihm Geschenke brachten, um ihm ihre Ehrfurcht zu beweisen. Seine Lieblingsabsicht, alle deutschen Fürsten und Völker zu einem großen Bunde zu vereinigen und alle Streitigkeiten unter ihnen unmöglich zu machen, erreichte er nicht, weil namentlich der rohe, gewaltthätigefrankenkönig Chlodwig sich nicht fügen wollte. Man hätte meinen sollen, daß der große Theodorich auch von seinen römischen Unterthanen, die ihm doch so viel zu verdanken hatten, über alles geliebt und geehrt werden mußte; doch war das durchaus nicht der Fall. Sie haßten ihn vielmehr bitter, nicht allein, weil er in ihren Augen ein fremder „Barbar" war, sondern auch, weil er einen andern Glauben hatte. Die Christenheit spaltete sich nämlich damals in zwei Hauptpartelen: die katholischen und die ariani-
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