Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 122

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 122 — gewesen sein sollte, und dann nach den kirchlichen Gesetzen eine Ehe mit ihr Sünde war. Wie es scheint, hatte Heinrich den Sohn aus dieser Ehe, Thankmar, nicht besonders lieb, vielleicht, weil ihn immer sein Gewissen plagte, so oft er ihn sah, und späterhin setzte er ihn ganz zurück, als er aus seiner zweiten Ehe mit Mathilde, der Tochter eines westfälischen Grafen, noch drei Söhne bekam. Als Heinrich starb, bestimmte er nicht Thankmar zu seinem Nachfolger, sondern seinen ältesten Sohn aus zweiter Ehe, und enterbte jenen auch sogar. Es mag sein, daß Thankmar einen häßlichen Charakter bekommen hatte, aber vielleicht wäre das nicht der ^all gewesen, wenn Vater, Stiefmutter und Brüder ihn liebevoll behandelt hätten. Otto dachte gewiß nicht brüderlich gegen den unglücklichen Thankmar; denn als dieser ihn später bat, er möge ihn doch mit der erledigten Markgrafschaft Merseburg belehnen, wurde er abgewiesen und ein anderer ihm vorgezogen. Eberhard (der Bruder des verstorbenen Königs Konrad 1), der Heinrich einst die Reichskleinode gebracht, hatte die Burg eines ungehorsamen Vasallen zerstört, und Otto verurtheilte ihn, weil er den Landfrieden gebrochen, zu einer Geldstrafe und seine treuesten Diener zu der schimpflichen Strafe, einen Hund nach dem königlichen Hoflager zu tragen.*) Der Aufstand brach zu gleicher Zeit (937) in Franken und Sachsen aus, während Otto gerade in Baiern war; Thankmar nahm einen seiner jüngern Brüder, Heinrich, gefangen und eroberte die alte Eresburg. Otto eilte sofort herbei, unterdrückte den Aufstand und nahm die Eresburg wieder ein. Thankmar vertheidigte sich tapfer, als indeß seine Kraft erlahmte und seine Genoffen schon fast alle dem Schwert erlegen waren, flüchtete er sich in eine Kirche, sank hier aber bald, von einem Pfeil in den Rücken getroffen, todt nieder. Als Eberhard börte, daß Thankmar umgekommen sei, fürchtete er sich, lieferte den gefangenen Heinrich aus, der so lange in seiner Hut gewesen war, gelobte Treue und erhielt von Otto Verzeihung. Eine zeitlang war Friede, aber Eberhard konnte nicht ruhen. Dem gefangenen Heinrich, der ein ehrgeiziger Mann war, hatte er eingeredet, daß diesem eigentlich die deutsche Krone gebühre, weil ihn seine Mutter nicht als Herzogin, sondern als Königin geboren habe. Heinrich ließ sich verführen, bewog die Slaven, sich zu empören, und schloß mit Eberhard und mit seinem Schwager Giselbert, dem Herzog von Lothringen, der sich gern unabhängig machen wollte, und sogar mit dem französischen König ein Bündniß, um Otto vom Thron zu stoßen. Aber Otto war gerüstet, eilte an den Rhein, wo Eberhard und Giselbert mit ihrem Heere standen, und kam gerade in dem Augenblick, als diese einen Theil ihrer Mannschaft über den Fluß gesetzt hatten und mit dem *) Dem Schuldigen wurde ein Hund über die Schultern gehängt und die Füße desselben vorn zusammen gebunden.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer