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1. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 123

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 123 — andern noch auf dem rechten Ufer standen. Otto siegte, Eberhard siet nach tapferm Kampfe, und Giselbert, der über den Rhein in fein Herzogthum flüchten wollte, ertrank in den Fluten (939). Dieser Vorfall entmutigte alle übrigen Gegner des Königs, so daß sie sich von freien Stücken unterwarfen und feine Gnade anflehten. *) Auch feinem Bruder Heinrich verzieh Otto; aber der hochmüthige junge Mensch wußte die Großmuth desselben nicht zu schätzen, sondern verschwor sich schon ein Jahr später mit dem Erzbischof von Mainz und einigen andern Großen, den König am Osterfest zu Quedlinburg zu ermorden. Aber der Anschlag wurde entdeckt, Heinrich und der Erzbischof gefangen genommen und einige Theilnehmer mit dem Tode bestraft. Als Heinrich nun so einsam im Gefängnisse saß und Zeit hatte, über sein Leben nachzudenken, da bereute er das, was er gethan und was er hatte thun wollen, und gelobte seinem Gott und sich selbst, fortan ein besserer Mensch zu werden. Er entfloh feiner Haft, die ihm unerträglich geworden war, und begab sich heimlich nach Frankfurt a. M., wo sein Bruder das Weihnachtsfest feiern wollte. _ Als dieser gerade im Dome war, erschien vor ihm eine bleiche, abgehärmte Gestalt im Büßergewand, barfuß, warf sich vor ihm nieder und flehte um Verzeihung. Der Anblick des büßenden Bruders rief Ottos Mitleiden wach; er hob ihn gütig auf, verzieh ihm noch einmal großmüthig und belehnte ihn sogar (945) mit dem wichtigen Herzogthum Baiern. Auf diesen Vorfall bezieht sich das bekannte Gedicht: zu Quedlinburg im Dome ertönet Glockenklang rc. Heinrich hielt seinen Vorsatz, ein besserer Mensch werden zu wollen, und war von jetzt an der treueste Anhänger feines Bruders und Königs. Alle diese Vorfälle hatten Otto aber überzeugt, daß das Reich nicht bestehen könne, wenn den großen Vasallen ihre bisherige Macht bleibe, und er dachte von jetzt an noch mehr als bisher daran, sie zu beschränken. Wenn ein Lehen frei wurde, ließ er es entweder längere Zeit unbesetzt oder er theilte es und übergab es mit verminderten Rechten an solche Männer, die ihm treu und ergeben waren. Jeder, *) Aus dieser Zeit stammt auch die schöne Sage vom Eberstein, die Uhland in einem seiner Gedichte benutzt hat. König Otto belagerte die Bnrg des Grafen Eberstein (im Murgthal), der zu den Empörern gehörte, konnte sie aber nicht gewinnen. Da entschloß er sich zu einer List, zog ab und ließ den Grafen zu einem Gastmahl einladen, um die Burg während seiner Abwesenheit zu überfallen Aber die schöne Hedwig, Ottos Schwester, entdeckte dem Grafen beim Tanz, was ihr Bruder im Schilde führe, und dieser stahl sich nun hinweg und setzte alles in Vertheidignngsstand. Als Ottos Leute erschienen, wurden sie so böse empfangen, daß sie sogleich wieder abzogen. Otto verzieh dann dem Grafen und gab ihm seine Schwester Hedwig zur Frau. Welcher Punkt in dieser Sage ist unwahrscheinlich? Uebrigens hatte Ottos Schwester Hedwig den Grafen Hugo vou Paris geheiratet und ihr Sohn, Hugocapet (Kapä), wurde der Stammvater aller spätern französischen Könige.
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