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1. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 125

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 125 — sein, Treulosigkeit mit Treulosigkeit zu erwiedern. Er stellte sich, als ob er nichts davon ahnte, lud 30 der vornehmsten slavischen Häuptlinge zu einem Gastmahl ein und ließ sie, als sie alle berauscht waren, sämmtlich niederhauen. Obgleich die Slaven sich nun selbst nie scheuten, ihre Zuflucht zur Hinterlist zu nehmen, wurden sie doch über Geros Verrath sehr erbittert und ergriffen die Waffen, um sich zu rächen. Weil sie aber nicht einig waren, besiegte Gero sie mit leichter Mühe und unterwarf nach und nach das ganze Land bis zur Oder. Zwar empörten die Unterdrückten sich noch oft, aber da sie jedesmal unterlagen, endeten diese Versuche, ihre Freiheit wieder zu erlangen, mit desto härterer Knechtschaft. Später wurde selbst der mächtige Polenherzog gezwungen, die deutsche Oberherrschaft anzuerkennen und Tribut zu zahlen. — Die slavischen Stämme, welche von der Eider bis zum Haff die Küsten der Ostsee bewohnten, hatten sich immer bei den Empörungen ihren Stammesgenossen angeschlossen, und Hermann Billung, der Herzog von Sachsen, mußte gar oft das Schwert ziehen, um sie zur Ruhe zu bringen. Weil in diesen eroberten Ländern viele Besitzungen herrenlos geworden waren, schickte der kluge Otto sächsische Kolonisten hinein, um die Bevölkerung nach und nach zu germanisiren; auch errichtete er verschiedene Bisthümer, damit das Christenthum Eingang finden könne. Aber die Wenden verstanden sich nur schwer dazu, das Evangelium anzunehmen; denn die Deutschen, die es ihnen brachten, hatten ihnen ja ihre Freiheit genommen und behandelten sie zum Theil recht hart. Weil der dänische König Harald Blauzahn ganz Schleswig wieder erobert, die sächsischen Ansiedler vertrieben und sogar Hermann Billung gefangen genommen hatte, rückte Otto mit Heeresmacht ins Dänenland ein, besiegte jenen und zwang ihn, das Christenthum anzunehmen und des deutschen Reiches Vasall zu sein. Durch diese und andere Großthaten erlangte Otto solches Ansehen im Abendlande, daß Gesandte aus allen Ländern zu ihm kamen und sogar der griechische Kaiser und der Khalif von Bagdad Ehrengeschenke schickten. Schade war es aber, daß Otto, der doch im eigenen Lande genug zu thun hatte, den Gedanken faßte, sich um das unselige Italien zu bekümmern. Italien war damals, wie fast immer, von Parteien zerrissen, die sich um die Herrschaft stritten; und wenn es einer kräftigen Hand auch gelingen mußte, Ordnung zu schaffen, was war damit gewonnen? Der Besitz dieses Landes war doch schwer zu behaupten, da der liebe Gott selbst eine Scheidewand, die Alpen, aufgerichtet hatte, und da die Italiener durchaus nicht geneigt waren, sich von einem fremden Fürsten regieren zu lassen. Und wäre Otto der einzige deutsche Herrscher gewesen, der sich um dies fremde Land und Volk kümmerte, dann hätte man sich’s gefallen lassen können! Aber säst alle seine Nachfolger hielten es für ihre Pflicht, das fortzusetzen, was er angefangen,
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