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1. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 159

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 159 — zu entscheiben, und bis bcthitt solle dieser sich aller Regierungs-Handlungen enthalten; 3. wenn Heinrich dann nicht freigesprochen werden sollte, so verliere er allen Anspruch an die Krone, und man wolle dann einen andern an die Stelle setzen. — r m Wie tief fühlte Heinrich sich gedemüthigt durch einen solchen Beschluß! Aber was sollte er anfangen? Sein einziger treuer Freund, der tapfere Herzog Gottfried von Lothringen, war kurz vorher gestorben; niemand war bet, der ihm Hilfe bringen konnte, und er glaubte fidt von Gott und aller Welt verlassen. Aber nein, ein Herz blieb ihm treu in jeber Noth, seine Bertha! Sie richtete den gebeugten Gatten durch liebreichen Zuspruch auf, sie bewog ihn, seinen Stolz zu beugen, nach Italien zu eilen und bett Papst anzuflehen, daß er ihn vom Banne löse. Wohl fiel es Heinrich recht schwer, seinen hoch-müthigen und rachsüchtigen Feind um Vergebung zu bitten, aber er sah ein, daß bies fast das einzige Mittel sei, sich auf feinem wankenben Throne zu erhalten. Mitten im Winter machte er sich mit seiner treuen Bertha, seinem Söhnchen und einem einzigen Diener auf den Weg nach Italien. Warum nicht mit kaiserlichem Gefolge? Es fehlte dem Kaiser des mächtigsten Reiches in Europa an Gelbe, um die Kosten zu bestreiken; vergebens hatteer sich an viele gewanbt, die er einst mit Wohlthaten überhäuft, und mußte nun noch die traurige Erfahrung machen, daß der Unglückliche jetten Freunde hat und daß auch Könige verlassen werben, wenn sie ihrer eigennützigen Umgebung nichts mehrschenken können. Unterwegs hörte Heinrich, daß die treulosen Herzoge alle deutschen Pässe besetzt hatten, bannt er nicht nach Italien gelangen und sich mit dem Papste aussöhnen könne, und so mußte er einen großen Umweg nach Bnrgnnb und Savoyen machen. Selbst seine reichbegüterte Schwiegermutter bachte niedrig genug, dem hartbebrängten Verwanbten den Durchgang durch ihre Pässe zu versagen und sich die Erlaubniß durch Abtretung eines Lanb-striches abkaufen zu lassen. So konnte er benn enblich seine Reise fortsetzen; aber was für eine Reise war das! Der bicke Nebel führte sie irre; der tiefe Schnee hemmte ihre Schritte; die eisbebeckten Abhänge waren oft kaum zu erklimmen; der eisige Wmb, der auf diesen Gipfeln wehte, durchkältete sie bis aufs Mark! Hier stürzte ein Pferd in den Abgrund und konnte mit aller Mühe nicht wieder heraus geschafft werden; dort erklärten die Diener, die er in Savoyen angenommen hatte, daß sie nicht weiter könnten und wollten, und ließen sich erst durch Bitten und Versprechungen bewegen, bei ihm zu bleiben. Aber trotz aller Noth und aller Gefahren erreichten sie endlich ihr Ziel und langten glücklich in der lombardischen Tiefebene an. Jubelnd wurde er überall empfangen; denn die Lombarden, die den Papst tödlich haßten, meinten, er sei gekommen, sich an seinem übermüthigen Widersacher zu räcken. Hätte er doch die angebotene Hilfe angenommen, hätte er sich doch an die Spitze der Lombarden gestellt und den Papst kühn ange-
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