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1. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 164

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 164 — Da auch Otto von Nordheim, des Kaisers bedeutendster Gegner, schon 1083 gestorben war, schien jetzt eine bessere Zeit für Heinrich und das arme Deutschland anzubrechen. Zwei Gegenkönige starben rasch nach einander; die meisten widerspenstigen Vasallen waren des Krieges müde, und da sie zu dem einsahen, daß Heinrich ihnen doch zu mächtig geworden sei, unterwarfen sie sich nach und nach und erhielten größtentheils ihr Land zurück. Nur Gregors Partei ruhte nicht und erweckte dem Kaiser sogar Feinde in seinen eigenen Kindern. Sie wandten sich zuerst an Heinrichs ältesten Sohn Konrad, der Italien verwaltete, und forderten ihn auf, sich gegen seinen Vater zu empören, da er hier und dort verdammt sei, wenn er einem Gebannten diene. Leider ließ sich Konrad, der sonst ein frommer, sanfter Mann war, durch ihre giftige Rede verführen, fiel von seinem Vater ab und wurde dann zum König von Italien gekrönt. Als Heinrich den Abfall seines Lieblingssohnes erfuhr, wollte er sich in seiner Verzweiflung selbst das Leben nehmen, und seine Freunde hielten ihn nur mit Mühe davon zurück. Der unglückliche Konrad nahm übrigens ein klägliches Ende; von allen Edlen verlassen und selbst von seinen Verführern verachtet, starb er (1101) auf einem einsamen Schlosse. Inzwischen hatte Heinrich die deutschen Fürsten dazu vermocht, den Konrad wegen seiner Untreue für abgesetzt zu erklären und einzuwilligen, daß sein zweiter und jüngster Sohn Heinrich (V.) sein Nachfolger werde. Er fühlte, daß er alt werde und die Regierung bester in den Händen eines jungen, kräftigen Mannes sei, und da zudem auch manche Sünden sein Gewissen drückten, beschloß er, bald die Krone seinem Sohne zu übergeben und dann eine Wallfahrt nach Jerusalem zu machen. Aber er kam nicht dazu, weil verschiedene Unruhen seine Anwesenheit im Reiche nöthig machten. Da machten sich seine Feinde an den jungen Heinrich — wie ehemals bei Konrad — und stellten ihm vor, daß der Kaiser nimmer Frieden haben werde in seinem Reiche, und daß jener eigentlich ein gutes Werk thue, wenn er seinen Vater verdränge und sich selbst an die Spitze stelle. Viele Mühe kostete es ihnen nicht, den Jüngling zu verführen, weil sein brennender Ehrgeiz ihn für ihre Einflüsterungen empfänglich machte und er auch vielleicht in seiner Unerfahrenheit und Selbstüberschätzung meinte, daß er Berge versetzen könne und es ihm ein Leichtes sein werde, der gesunkenen Kaiserwürde ihren alten Glanz zurückzubringen. Voll List und Verstellungskunst zeigte er sich überall sehr demüthig, namentlich gegen die Geistlichkeit, damit diese glauben möge, er werde stets ein williges Werkzeug in ihrer Hand und ein ergebener Vasall des heiligen Stuhles sein; heimlich aber lachte er über die Thoren, die sich einbildeten, ihn leiten und gängeln zu können, wie ein Knäblein. Der Papst (damals Paschä-lis Ii.) löste ihn von dem Bann, in den er zugleich mit seinem Vater gefallen war, segnete ihn zu seinem Werk und verhieß ihm Vergebung
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