Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Teil 2 - S. 22

1893 - Leipzig : Brandstetter
____ 22 ____________ Erziehung die Schuld. „Meine Eltern," sagte Luther später, „haben mich hart gehalten, daß ich darüber gar schüchtern wurde, und ihr ernst und gestreng Leben, das sie mit mir führten, verursachte, daß ich darnach in ein Kloster lies und ein Mönch wurde." Und wie ihn als Kind der strenge Ernst der Eltern eingeschüchtert, so machte ihn noch vielmehr der Gedanke an den heiligen, richtenden Gott erbeben. Die gewöhnliche religiöse Unterweisung, die er empfangen, hatte ihm nicht Gottes erbarmende Liebe, sondern nur immer seine Heiligkeit und Gerechtigkeit gezeigt, und so kam es, daß er nur durch die Ausübung guter Werke selig werden zu können meinte. Immer beschäftigten ihn die Gedanken, daß er ein frommer Mensch werden, daß er alle Fehler seines Lebens gut machen und Gott, den zürnenden Richter, mit sich versöhnen wolle. Und da dies nach der Ansicht der damaligen Zeit am besten hinter stillen Klostermauern geschehen konnte, so reifte allmählich der Entschluß in ihm, ein Mönch zu werden. Dazu kamen auch noch äußere Veranlassungen. Er wollte um Ostern zu seinen Eltern reisen. Aber kanm war er eine Stunde von Erfurt entfernt, da verletzte ihn aus Zufall fein Degen am Bein und zerschnitt eine Hauptader. Während sein Begleiter nach dem Chirurgen lief, drückte er, aus dem Rücken liegend, die Wunde zu. Das Bein aber schwoll an, und in der Todesangst rief et: „Maria hilf!" Und als in der Nacht die Wunde ausging und er in eine Ohnmacht siel, betete er gleichfalls nur zur Maria. Nicht lange darnach ward er abermals aufs tiefste erschüttert durch den plötzlichen Tod seines besten Freundes, den er am Abend vorher noch frisch und gesund gesehen hatte und den er jetzt, angeblich in einem Zweikampf erstochen, in seinem Blute liegend fand. Da empfand er mächtig, wie nie zuvor, die Gewifseusschreckeu, die ihn so oft schon gepeinigt, und tiefe Schwermut legte sich über ihn. Zu dem allen kam noch ein äußeres Ereignis, das seinen Entschluß, in mönchischer Heiligkeit die Seligkeit zu finden, rasch zur That werden ließ. Er war bei seinen Eltern zu Besuch gewesen. Aus der Rückfahrt war er schon bis Stotternheim nahe bei Erfurt gekommen, als ein grauenhaftes Gewitter hereinbrach. Ein Blitzstrahl zuckte herab und fuhr ganz in seiner Nähe in die Erde, so daß er erschreckt niederfiel und rief: „Hilf, liebe Sankt Anna, ich will ein Mönch werden!" Mochte ihn vielleicht auch das Gelübde reuen, er hielt sich doch an dasselbe gebunden. Und so ging er im Jahre 1505 in das Augustiuerkloster zu Erfurt. b) Eindruck auf seinen Vater. Es war am 17. Juli 1505, als Luther an die Pforte des Klosters klopfte. Rasch öffnete sich diese, und rasch schloß sie sich hinter ihm. Seine Freunde, welche ihn bis zur Pforte begleitet und mit Thränen Abschied genommen hatten, belagerten zwei Tage lang die
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer