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1. Teil 2 - S. 94

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 94 — trat. Er vermahlte sich mit Katharina von Bora. Sie stammte aus einem alten adeligen Geschlecht und war schon als Kind einem Kloster übergeben worden, um dort als Nonne erzogen zu werden. 1523 war sie auf Luthers Lehre von der Ungültigkeit der Klostergelübde mit anderen Nonnen aus dem Kloster entwichen, war nach Wittenberg gekommen und hatte seitdem ehrbar mit fremder Unterstützung in einem Wittenberger Bürgerhause gelebt. Auf den Entschluß, sich zu verheiraten, hatte gewiß auch das Zureden seines Vaters großen Einfluß; denn seit Luther das Mönchtum abgelegt, kam er immer wieder auf diesen Gedanken zurück. War es ihm doch, als sei ihm sein Sohn von neuem geschenkt worden, seit er kein Mönch mehr war. So lud Luther auf den Abend des 15. Juni seine Freunde, unter ihnen den Stadtpfarrer Johannes Bugenhagen, den Professor der Theologie Justus Jonas, sowie den berühmten Maler Lukas Kranach, zu sich in seine Wohnung, um seine Vermählung zu feiern. Luther blieb im Augustinerkloster wohnen, denn alle anderen Mönche hatten dasselbe verlassen. Hier richtete Luthers Käthe ihren Haushalt ein. Die Ehe des Reformators aber ist für viele Taufende Muster und Vorbild geworden, und seinem Heim im alten Klostergebäude entströmte reicher Segen für das ganze deutsche Volk. Groß dagegen war der Lärm, der bei seinen Feinden über diesen Ehebund entstand. Ein ausgetretener Mönch hatte sich mit einer entlaufenen Nonne vermählt, das war unerhört. Doch kümmerte dieses Gerede Luther wenig. B. Vertiefung. 1. Was ist über den Bildersturm zu urteilen? Br. Karlstadt und die Zwickauer Propheten wollen die neue Art des Gottesdienstes mit Gewalt einführen. Dieses Mittel ist verwerflich; denn es ist dasselbe, was auch der Papst und die Priester der katholischen Kirche bisher angewandt haben. Diese Art der Einführung aber führt zum Gewissenszwang, aus welchem Luther durch die Reformation erst herausführen will. Auch Christus hat das jüdische Volk nicht zur Annahme seiner Lehre gezwungen, sondern er ist umher gezogen, hat gelehrt und gepredigt und gesund gemacht alle, die vom Teufel überwältigt waren. Wort und Beispiel sind also die Mittel, durch welche er wirkte. Deshalb spricht er zu seinen Aposteln: „Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker. . ." Und Petrus verbietet er die Anwendung von Gewalt, wenn er spricht: „Stecke dein Schwert in die Scheide . . ." Gewalt führt oft zum bittersten Unrecht; sie verbittert die Herzen und entfremdet sie der neuen Lehre. Darum hat Luther-Recht, wenn er meint, man müsse Geduld und Nachsicht üben mit den Brüdern
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