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1. Teil 2 - S. 137

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 137 — Glaubens verteidigt, kämpfen sie jetzt mit dem Schwerte für evangelische Freiheit. Dieser Kampf ist nichts weiter als Notwehr, ein Kampf um die höchsten Güter, Glauben und Gewissensfreiheit, und darum eine edle Pflicht. „Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt." Der Kampf ist notwendig, denn der Kaiser will die Evangelischen mit Gewalt zum katholischen Glauben zwingen, und vor dieser Notwendigkeit müssen alle auderen Bedenken schwinden. Zwar warnt Christus vor der rohen Gewalt, wenn er spricht: „Stecke dein Schwert in die Scheide . . ; zwar hat Luther immer zum Frieden gemahnt, eingedenk der Wahrheit: „Ein furchtbar wütend Schrecknis ist der Krieg ..." und auch der anderen: „Schrecklich immer, auch in gerechter Sache, ist Gewalt." aber die evangelische Lehre würde vollständig ausgerottet worden sein, hätten ihre Anhänger sie nicht mit dem Schwerte verteidigt, dadurch des Dichters Mahnung befolgend: „Gott hilft nur dann, wenn Menschen nicht mehr helfen." Und so mögen die protestantischen Fürsten in den Kampf gezogen sein mit dem Vorsatz: „Wir wollen bauen ans den höchsten Gott und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen," und mit dem Troste: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns fein"? Aber ist ihr Kampf gegen den Kaiser nicht Empörung? Sie lehnen sich gegen des Reiches Oberhaupt auf, aber nicht frevelhaft, aus selbstsüchtigen Beweggründen, sondern aus Notwehr, ihr Herz und ihren Gottesdienst frei zu halten von allem, was nach ihrem Glauben eine Lüge ist. Ein Kamps für die höchsten Güter des Glaubens aber ist immer ein erlaubter. So zeigt uns der schmalkaldische Krieg unserer Väter Standhaftigkeit im Glauben, ihren Mut in der Stunde der Gefahr, ihre Frömmigkeit und ihr Gottvertrauen auch in schwerer Zeit. Und als dennoch das Unglück über sie hereinbricht, besonders über den unglücklichen Johann Friedrich, da zeigt sich seine christliche Geduld im Leiden und sein festes Gottvertrauen im schönsten Lichte. Ruhig und gefaßt vernimmt er des Kaisers Todesurteil, denn er besitzt ein gutes Gewissen — „Ein gut Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen" — und gläubige Ergebung in Gottes Willen — „Leiden währt nicht immer, Ungeduld macht's schlimmer". Und wie er den Kamps begonnen hat, eingedenk des Wortes Petri: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen", so ist sein Gottvertrauen auch im Unglück seine beste Stütze. „Und ob ich schon wanderte ..." — „Wenn ich nur dich habe ..." — „Vertrau auf Gott ..." Dabei ist er in allen seinen Unternehmungen getragen von der Liebe des Volkes. Jubelnd empfangen ihn die Protestanten in Sachsen nach der Vertreibung des Herzogs Moritz, jubelnd begrüßen ihn seine Unterthanen bei seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft, und wenn auch das Mitleid mit seinem Unglück die Liebe seines Volkes gestärkt hat — „Das Unglück spricht gewaltig
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