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1. Teil 2 - S. 218

1893 - Leipzig : Brandstetter
Zulauf, und schon aus diesem Umstande erklären sich die furchtbaren^Verheerungen der Soldateska. Gefiel es einem Soldaten bei dem einen Heere nicht mehr, so verließ er dasselbe treulos und lief zum Feinde über; auch Gefangene wurden einfach unter die eigenen Soldaten gesteckt. Solcher Überläufer gab es besonders viel nach einer verlorenen Schlacht oder während eines beschwerlichen, mit allerhand Entbehrungen verbundenen Rückzuges. So gab es Krieger, die unter fast allen hervorragenden Führern in allen kriegführenden Parteien gekämpft hatten; Treue kannten diese Leute nicht. Der Sold, den sie erhielten, war ein ziemlich hoher. Gewöhnliche Reiter wurden in der Regel mit 15 Gulden, Krieger zu Fuß mit 9—10 Gulden monatlich besoldet, wobei nicht vergessen werden darf, daß das Geld im Vergleich zu unseren Tagen damals einen viel höheren Wert besaß. Viel besser wurden die Offiziere bezahlt, besonders die höchsten Befehlshaber. So erhielt z. B. Christian von Anhalt, der Führer der Truppen des „Winterkönigs" in der Schlacht auf dem weißen Berge bei Prag, monatlich 10 000 Gulden. Der Sold der Truppen erforderte also so große Summen, daß weder der Kaiser noch irgend ein anderer Reichsfürst auch nur eiu mäßiges Heer von einigen tausend Mann auf einige Monate aus seinen Einkünften erhalten konnte, weshalb keine Partei imstande war, ein so großes Heer aufzustellen und auf die Dauer zu unterhalten, daß sie die andere Partei durch eine Reihe von Siegen völlig hätte vernichten können. Daraus erklärt sich besonders die lange Dauer des Krieges. Solch ungeheure Summen für den Sold der Truppen aufzubringen, war nur durch die größten Brandschatzungen der durchzogenen Länder und die rücksichtsloseste Erhebung von Steuern und Abgaben möglich. Und so kam man auf den schrecklichen Gedanken, die Heere durch sich selbst zu unterhalten: daher traten jene Bandenführer auf, Ernst von Mansfeld, Christian von Braunschweig, vor allen Wallenstein. Ein Heer aufzustellen, ward nun eine oft königlichen Gewinn verheißende Unternehmung. Dem obersten Kriegsführer boten sich Untergenerale und Obersten an; diese warben ihre Regimenter, die Hauptleute ihre Kompagnieen, jeder auf eigene Kosten und daher auch genötigt, sich während des Krieges bezahlt zu machen. Außerdem erpreßte jeder Befehlshaber und jeder Offizier nebenher noch soviel er konnte. Ein kaiserlicher General, der mit geringer Truppeumacht in der Neumark (dem östlich von der Oder gelegenen Teile der Provinz Brandenburg) stand, ließ sich monatlich für sein Kriegsvolk 30 000 Gulden, für seine Tafel allein 12 000 Gulden und für jeden seiner Obersten 600 Gulden zahlen. Unter 30—60 Schüsseln täglich hielt er keinen Mittagstisch. Der Herzog von Pommern ließ durch seine Abgesandten aus dem Kursürsteutage zu Regensburg bittere Beschwerden führen über die Brandschatzungen seiner Länder durch die Wallen-steinfcheu Truppen. Danach betrug der Schaden zehn Millionen Gulden; die
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