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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 90

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 90 — Schon hatte Chlodwig Tolosa bezwungen, als der Ostgotenkönig Theoderich mit einem starken Heere erschien und dem Frankenkönige Halt gebot. Chlodwig erhielt alles Land bis zur Garonne; das Gebiet bis zu den Pyrenäen verblieb den Westgoten, während Theoderich der Große die Tiefebene der Rhone, die Provence, zu Italien schlug, das er beherrschte. Von dieser Zeit an wurde Spanien der Hauptsitz des noch immer blühenden Westgoteureiches, und statt Tolosa wurde Toledo am Tajo Residenz. So hatte Chlodwig durch vier blutige Kriege die vier selbständigen Staaten auf gallischem Boden entweder ganz oder doch zum Teil vernichtet: Das römische Gallien unter Syagrius, das Alamannenreich, das Burgunderreich und das Westgotenreich. Sein Ziel, die Eroberung ganz Galliens, war beinahe völlig erreicht. Er hatte sein anfangs so kleines Frankenreich bedeutend erweitert und den größten Teil Galliens in seiner Hand vereinigt. c) Die Vernichtung der fränkischen Stammesfürsten. Chlodwig hatte nur den kleinen Teil des Frankenreiches zu einem mächtigen Reiche erweitert, den er von seinem Vater geerbt hatte. Damit war er aber noch nicht Alleinherrscher über das Frankenreich, solange über die einzelnen fränkischen Volksteile noch selbständige Fürsten geboten. Chlodwig wünschte nun den ganzen Frankenstamm unter seiner Herrschaft zu vereinen. Dazu hätten ihm die vier anderen fränkischen Teilkönige, seine Verwandten, ihr Gebiet abtreten müssen. Freiwillig taten sie das nicht, aber durch List und Mord brachte er es endlich auch dahin. Über die Franken in Köln regierte noch immer König Sigbert, Chlodwigs Vetter. Dem Sohne desselben ließ er durch Boten sagen: „Dein Vater Sigbert ist alt und schwach und hinkt auf einem Fuße. Wenn er tot wäre, so würde dir sein Reich zufallen, und meine Freundschaft würde dich schützen." Der Sohn folgte den arglistigen Worten und ließ den im Walde schlafenden Vater ermorden. Dann schickte er Boten an Chlodwig, meldete ihm den Tod seines Vaters und lud ihn ein, die Schätze des Ermordeten mit ihm zu teilen. Chlodwig schickte seine Gesandten und der Vatermörder zeigte ihnen seine Schätze. Als er ihnen eine Truhe öffnete und sich über den kostbaren Inhalt beugte, zerschmetterte ihm Chlodwigs Gesandter mit dem schweren Deckel der Truhe das Haupt, daß er tot niederfiel. Darauf erschien Chlodwig in Köln und überredete mit leichter Mühe die Franken, ihn an Stelle des Gerichteten zum Könige zu machen. Das geschah, denn jubelnd hoben ihn die Franken auf den Königsschild. Einen andern Verwandten überzog er mit Krieg und nahm ihn samt seinem Sohne gefangen. Nachdem er beide hatte scheren lassen (das war der größte Schimpf für einen germanischen Edlen, denn dadurch wurde er den
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