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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 122

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 122 — Schlachtfeldes mit ihrem Blute. Der Widerstand des tapfern Volkes war nun gebrochen. Es gelobte aufs neue Unterwerfung und Treue. 6. Widukinds Bekehrung. So viel Unglück im Kriege erschütterte endlich auch Widukinds Glauben an die Allmacht der Sachsengötter. Mit dieser Erkenntnis aber ging Hand in Hand der Glaube an die Kraft des Christengottes und die siegreiche Allmacht des Christentums. Da beschloß auch er, ein Christ zu werden. Die Sage erzählt darüber: König Karl hielt zum erstenmal sein Winterlager im Sachsenlande, um dort das heilige Weihnachtsfest zu feiern. Sein prächtiges Zelt wurde deshalb zum hochragenden Tempel gewölbt und mit reichen Schätzen geschmückt. Hier wurde am Weihnachtsfeste der Frühgottesdienst gehalten. Noch liegt tiefes Dunkel auf der Erde, als Widukind durch das Lager nach dem Gotteshause schleicht. Da steht er plötzlich am Eingang desselben. Melodien, tote Engelstimmen vom Himmel hernieder, tönen an sein Ohr; sie kommen aus dem Innern des Tempels. Die Pforte desselben ist weit geöffnet; eine blendende Lichtfülle strahlt ihm entgegen. Tapfere Krieger, in hundert Schlachten erprobt, knien am Boden, statt des Schwertes das Kreuz in der Hand. Auf den Stufen des Hochaltars aber kniet König Karl, nicht wie ein Krieger zum Kampfe gerüstet, sondern wie ein Priester gekleidet in weißes Gewand, Hände und Antlitz andächtig erhoben. Auf feinem Haupte nur trägt er die Krone. Um ihn herum, in derselben Kleidung, knien seine tapfern Feldherren, mit Grafenkronen geziert. Und dazu dieser blendende Lichtglanz, die andächtige Stille der knienden Menge, und von oben hernieder der weiche Gesang — da schmilzt dem Sachsenhelden die Härte des Gemüts, da beugt auch er sein Knie vor der Hoheit des Christengottes, ihm anbetend zu huldigen. Und als er nun sieht, wie Kinder in hellen Gewändern dem Kaiser auf kostbarer Schale das heilige Abendmahl reichen, wie auch alle andern herzudrängen, sich im heiligen Mahle mit Gott zu versöhnen, da fühlt er sich überwältigt. Betäubt faltet er die Hände wie zum Gebet; die Augen werden ihm feucht; hin eilt er zum Hochaltar, kniet vor König Karl zur Erde und spricht: „Gib auch mir die Taufe, daß ich ein Christ werde wie du!"*) Zu Attigny im nördlichen Frankreich ließ er sich taufen. König Karl selbst war fein Pate. Ihm nach folgten viele tausend sächsische Edle, ließen sich taufen und huldigten dem Frankenkönige. Das geschah im Jahre 785. 7. Des Krieges Ende. Mit der Taufe Widukinds war der Sachsen-krieg noch nicht zu Ende, obgleich die Kraft des Sachsenvolkes gebrochen war. In einzelnen Gegenden des Sachsenlandes brachen von Zeit zu Zeit immer wieder Aufstände aus, zu einer gemeinsamen Erhebung aber kam es nicht wieder. Es genügte, daß Karl mehrere Züge durch das Land unternahm, um *) Nach dem Gedicht „Wittekind" von A. v. Platen.
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