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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 333

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 333 — Was hat es dann auch nicht gegeben? Gedruckte Bücher. Brauchte man denn überhaupt keine Bücher? Ja, in den Schulen. Zwar die alten Deutschen konnten nicht lesen und schreiben; aber welcher Mann sorgte schon für Gründung von Schulen? Bonifatins, Karl der Große. Was für Bücher mögen die Schüler damals gehabt haben? Geschriebene Bücher. Wer mag die Bücher geschrieben haben? Die Mönche. Was für Bücher mögen sie wohl besonders abgeschrieben haben? Bibeln, denn sie waren lange, lange Zeit die einzigen Lesebücher in den Schulen. Nun könnt ihr euch denken, welch lange Zeit ein Mönch brauchte, um die dicke Bibel abzuschreiben, und was für eine Menge Papier dazu gehörte! Das Papier war auch lange nicht so glatt wie das unsrige; es schrieb sich fehr schlecht darauf, und man konnte nur ganz langsam schreiben. Wer hat schon so ganz altes Papier gesehen? Auch hatte man noch keine Stahlfedern, mit denen man sehr schnell schreiben kann, sondern nur Gänsefedern. Auch eure Großväter haben noch mit Gänsefedern geschrieben. Was meint ihr wohl, wie lange ungefähr ein Mönch gebraucht hat, um die Bibel abzuschreiben? (Vermutungen!) Und wenn er nun so lange Zeit und so viele Mühe auf das Abschreiben verwandt hatte, dann wollte er auch etwas Ordentliches für seine Mühe haben. Wie mögen also die Bücher damals gewesen sein? Sehr teuer. Eine einzige geschriebene Bibel kostete damals ungefähr 400—700 Goldgulden, das mögen gegen 3000 Mark sein; ein neues Testament kostete an 200 Mark. Da konnte also nicht jeder Schuljunge eine Bibel haben. Nur die allerreichsten Leute konnten sich solche Bücher kaufen; denn 3000 Mark hatten damals einen viel höheren Wert als heute. Die meisten Menschen haben damals nicht einmal ein Buch gesehen, viel weniger eins besessen. Wenn sich nun ein kluger Mann, z. B. ein Dichter, irgend etwas ausgedacht und es niedergeschrieben hatte, so konnten es doch nur seine guten Freunde in der nächsten Nähe lesen. Warum? Was also in andern Gegenden geschah, das erfuhr man nur durch die Erzählungen derer, die es selbst gesehen hatten. Ihr könnt euch also denken, daß die Leute am Rhein selten etwas von den Ereignissen an der Elbe oder Weichsel erfuhren. Auch von den Kämpfen in Italien hörten die Deutschen erst, wenn die Krieger in ihre Heimat zurückkehrten. Wie viel besser ist es also heutzutage! Wenn sich heute in Amerika etwas Wichtiges ereignet, so können wir es morgen schon in den Zeitungen lesen. Das war im Mittelalter nicht der Fall. Zu Kolumbus Zeiten aber war das schon anders. Die erste Beschreibung der neuen Welt durch Amerigo Vespueci wurde gedruckt und verbreitete daher sehr schnell die Kunde von der überaus wichtigen Entdeckung. Was mußte also inzwischen geschehen sein? Die Buchdruckerkunst mußte erfunden sein. So wichtig das Schießpulver für den Krieg ist, so wichtig ist die Buchdruckerkunst für den Frieden. Wie durch die Erfindung des Kompasses die Schiffahrt in neue
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