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1. Handbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 74

1894 - Paderborn : Schöningh
B. Pie innern Kämpfe. Wenn die herrlichen Festtage von Aachen den jungen Herrscher mit freudiger Hoffnung auf eine glückliche Zukunft zu erfüllen geeignet waren, so sollte er sich jedoch bald bitter täuschen. Es folgten Tage schwerer Gefahr und harten Kampfes. Otto suchte zuerst das Reich im Innern zu befestigen. Vielfach empörten sich die Herzoge gegen ihn, so daß er sie mit Gewalt zum Gehorsam zwingen mußte? Am widerspenstigsten zeigten sich die Herzöge von Franken^ und Bayern? Um die Macht der großen Vasallen zu brechen, setzte er in alle Provinzen Pfalzgrafen, welche die Herzöge und Grafen zu überwachen und Aufsicht über die Güter und Einkünfte des Reiches zu führen hatten. Auch behielt er sich das Recht vor, die Herzogtümer zu besetzen: die meisten derselben brachte er an Glieder seiner Familie. Selbst gegen seine eigenen Verwandten^ hatte er zu kämpfen. Dadurch, daß diese sich mit den aufrührerischen Herzögen verbündeten, wurde Ottos Lage um so bedenklicher. Das größte Leid fügte ihm sein Bruder Heinrich zu, der aber nach mehrern Kämpfen besiegt wurde. Dreimal hatte er sich gegen seinen königlichen Bruder empört und zuletzt sogar nach dessen Leben gestrebt? Dieser schändliche Anschlag wurde entdeckt, und Heinrich rettete sich durch die Flucht. Unftät und von allen verlassen, irrte er im Lande umher. Endlich erwachte die Reue in seinem Herzen. Ohne Wissen seines Bruders trat er in dessen Gemach und bat um Gnade. Der König sprach: „Deine unwürdige That hat Gnade nicht verdient. Aber ich sehe, daß du gedemütigt bist; darum will ich weiter nichts Böses über dich bringen." Daraus befahl ihm Otto, sich nach seiner Pfalz Ingelheim zu begeben und dort zu erwarten, was er über ihn beschließen werde. Der Aufenthalt in den engen Burgmauern wurde Heinrich bald unerträglich. Er floh des Nachts aus Ingelheim, erschien in einem Bußkleide vor seinem königlichen Bruder im Dome zu Frankfurt am Main und bat um Verzeihung. Otto feierte hier gerade das Weihnachtsfest. Und in dem hohen Dome ertönet Glockenklang, Der Orgel Stimmen brausen zum ernsten Chorgesaug: Es sitzt der Kaiser drinnen mit seiner Ritter Macht, Voll Andacht zu begehen die heifge Weihenacht. Hoch ragt er in dem Kreise mit männlicher Gestalt, Das Auge scharf wie Blitze, vou goldnem Haar umwallt: Man hat ihn nicht zum Scherze den Löwen nur genannt, Schon mancher hat empfunden die löwenstarke Hand. Wohl ist auch jetzt vom Siege er wieder heimgekehrt: Doch nicht des Reiches Feinden hat mächtig er gewehrt. Es ist der eigne Bruder, den seine Waffe schlug, Der dreimal der Empörung blutrotes Banner trug.
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