Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Handbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 181

1894 - Paderborn : Schöningh
— 181. - allein 900 000 Bewohner. In Württemberg waren um 1641 von 400 000 Einwohnern nur noch etwa 48000 übrig, in Waiblingen von 2350 Einwohnern 145, in Frankenthal von 18 000 Einwohnern 324. Von den gewiß 16 Millionen Einwohnern, die Deutschland beim Beginn des Krieges zählte, waren am Schlüsse desselben nur etwa 4 Millionen übrig geblieben. Die Kriegsheere, welche sämtlich auf Kosten des Landes lebten, nahmen unglaubliche Summen in Anspruch. Unendlich viel an Lebensmitteln war nötig, und selbst das, was nicht verbraucht werden konnte, vernichteten die entmenschten Krieger in frechem Übermute. In vielen Gegenden brach Hungersnot aus, und die unnatürlichsten Nahrungsmittel wurden begierig verzehrt. Je höher die Not stieg, desto ärger wurden die Frevel, welche die Krieger in Freundes und Feindes Land verübten. Durch die Not und das Elend waren die Menschen ganz verwildert und der Religion, der guten Sitte und Bildung entfremdet worden, so daß es in Wahrheit heißen konnte: Ach, Lieb' und Treu' ist hin, die Gottesfurcht erkaltet; Der Glaub' ist abgethan, Beständigkeit veraltet. Allwärts herrschte Unwissenheit und Unsicherheit; überall wimmelte es von Räubern und Mordgesellen; denn von den entlassenen Söldnerscharen kehrten nur wenige zu friedlichen Beschäftigungen zurück. Viele scharten sich zu Räuberbanden zusammen, die besonders in den waldigen Gegenden Deutschlands ihr gefährliches Unwesen trieben. Und was ließ sich von der während des Krieges in Druck und Elend, in beständiger Angst und Not wild aufgewachsenen Jugend erwarten, die des Friedens schöne Segnungen nicht kannte! Dem Bauer fehlte es an Arbeitskräften, Vieh und Saatfrucht. Was aber der Fleiß in Feld und Garten zu pflanzen sich bemühte, wurde oft von dem überhand nehmenden Wilde, das in den verödeten Landstrichen sogar bis in die Städte vordrang, verwüstet. Handel und Gewerbe lagen darnieder? Die deutschen Fürsten gewöhnten sich daran, daß fremde Mächte, besonders Frankreich, sich in ihre Angelegenheiten einmischten. Die Annäherung an Frankreich hatte zur Folge, daß dessen Sitten und Gebräuche, Moden und Sprache nicht nur an den Fürstenhöfen Eingang fanden, sondern auch das schlichte Volk zur Nachäffung hinrissen? Des deutschen Reiches Macht und Ansehen war vernichtet; es bestand nur noch dem Namen nach. Langer Zeit bedurfte es, um die Wunden unseres Vaterlandes zu heilen und dasselbe zu seiner frühern Blüte zurückzuführen. Daß es sich schneller erholte, als man hätte erwarten sollen, ist nicht zum geringsten Teile ein Verdienst der brandenbnrgisch-preußischeu Herrscher. B. 1 Grausig und herzzerreißend sind die Schilderungen des Elendes, die uns aus jener Zeit überliefert sind. Den höchsten Grad erreichte die Not im Jahre 1637, denn zu den Schrecknissen des Krieges, zum Brande der Städte und Dörfer gesellte sich -j>
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer